Sprache auswählen

To Homepage

Schweine werden als Versuchstiere in der Herzchirurgie verwendet, weil sie angeblich dem Menschen so ähnlich sind. Tatsächlich gibt es aber beträchtliche Unterschiede hinsichtlich Körperbau und Organfunktion.

Eine ausgewachsene Sau kann gut 200 kg, ein Eber 250 kg auf die Waage bringen. Meist werden in der Chirurgie jedoch wenige Monate alte Hausschweine mit einem Gewicht von 20 bis 50 kg verwendet. Gesunde oder künstlich geschädigte Jungtiere sollen also als »Übungsmodelle« für zumeist ältere, kranke Herzpatienten dienen, die oftmals zusätzlich vielfältige weitere Organschäden aufweisen. Bei dem Vergleich zwischen Schwein und Mensch stimmen weder Körperbau, noch Alter, Lebensbedingungen, Krankheitsursachen oder Begleiterkrankungen.

Anstatt sich mit den wirklichen Verhältnissen beim menschlichen Patienten vertraut zu machen, sollen hier die Herzchirurgen an einer fremden Tierart üben. Auch das Testen von neuen Operationsmethoden, Herzklappen, Kunstherzen usw. am Tier ist nicht nur nutzlos, sondern irreführend. Ein gesundes Jungschwein unterscheidet sich vom kranken Menschen ganz erheblich.

Um Medikamente oder andere Behandlungsmethoden zu erproben, werden Krankheitssymptome des Menschen bei Tieren künstlich hervorgerufen. Beispielsweise wird ein Herzinfarkt bei Schweinen oder Hunden durch Verschluss einer Herzkranzarterie, z. B. durch eine aufblasbare Manschette, simuliert. Doch die künstliche Erzeugung einzelner Symptome hat wenig mit den vielschichtigen Erkrankungen des Menschen gemein. Bei diesen, so genannten »Tiermodellen« werden z.B. die Ursachen der Krankheitsentstehung nicht berücksichtigt. Eine 10-jährige Langzeitstudie in Bayern bewies kürzlich, dass bei 51 untersuchten Tierversuchsanträgen die gewonnenen Erkenntnisse in keinem einzigen Fall in eine neue Therapie für Menschen umgesetzt werden konnten.

Resultate aus Tierversuchen haben für kranke Menschen nicht nur keinen Nutzen. Im Gegenteil, Patienten wird eine Sicherheit vorgespiegelt, die nicht gegeben ist. Tierversuche täuschen darüber hinweg, dass der erste Einsatz einer neuen Therapie beim Menschen immer ein Menschenversuch mit unkalkulierbarem Risiko ist. Sie setzen die Hemmschwelle für den Einsatz wenig erforschter Methoden beim Menschen herab.

Schweine sind ganz anders, als viele Menschen denken

Schweine sind friedliche Tiere, die sich durch ein hoch entwickeltes Verständigungssystem und Sozialverhalten, durch Freundlichkeit, Einfühlungsvermögen und Neugier auszeichnen. Sie hören auf ihre Namen und träumen - wie Hunde. Wenn sie natürlich leben dürfen, sind sie bewegungsfreudig, spielen miteinander, genießen Sonnen- und Schlammbäder und legen sich nie in ihren Kot. Schweine hören gerne Musik, genießen Streicheleinheiten und versorgen und beschützen liebevoll und mutig ihre Familie.

Schweine lernen schnell mit einem Joystick umzugehen. Sie können damit Computer bedienen und ihr Stallklima selbst regeln. Sie haben ein exzellentes Gedächtnis und ihre Einsichtsfähigkeit ist vermutlich ausgeprägter, als die eines dreijährigen Kindes.

Schweine sind liebenswerte Lebewesen, die Freude und Leid, Schmerz und Angst genauso empfinden können, wie wir. Tierexperimentatoren degradieren sie zu Ersatzteillagern und Messinstrumenten, die nach Gebrauch weggeworfen werden.

Schweine und andere Tiere als Übungsobjekte zu missbrauchen, ist ethisch nicht zu rechtfertigen. Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben müssen das höchste Gebot ärztlichen Handelns sein. Tierversuche führen zu Abstumpfung gegenüber leidenden Menschen und Tieren und damit zur Verrohung der medizinischen Kultur.

So geht es ohne Tierversuche

Operationsverfahren lassen sich entwickeln und erlernen, ohne dabei Menschen zu gefährden und Tiere zu quälen.

Verantwortungsvolle Chirurgen lernen ihr Handwerk indem sie zunächst bei erfahrenen Operateuren assistieren, dann unter Aufsicht kleinere Eingriffe vornehmen, bis sie schließlich selbstständig operieren können. Dies erfolgt ohne den Umweg über Tierversuche direkt am kranken Patienten. Nur so können Chirurgen die Anwendung operativer Techniken mit angemessener Sensibilität und Vorsicht erlernen. Mit Computersimulatoren, die ähnlich wie Flugsimulatoren funktionieren, lässt sich die für die chirurgische Präzision notwendige Fingerfertigkeit zusätzlich üben.

Ausgeklügelte In-vitro-Systeme mit isolierten Herzmuskelzellen können die Wirksamkeit herzwirksamer Medikamente testen.

Sehr viel effektiver als Operationen an Schweinen ist die sorgfältige Beobachtung kranker Menschen, sowie die Ursachenerforschung der Herz- und Kreislauferkrankungen. Die Tierversuchsmedizin erweckt die falsche Hoffnung, alles heilen und abgenutzte Körperteile austauschen zu können, wenn nur genug Geld und Tiere zur Verfügung stehen. Dabei könnte gute Aufklärung die meisten Herz-Kreislauferkrankungen verhindern helfen.

Zahllose Bevölkerungsstudien beweisen, dass unsere Lebensgewohnheiten eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen spielen. Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel, Stress, psychische Belastungen, Veranlagung, Genetik führen allein oder in Kombination oft über Jahrzehnte zur Entstehung eines organischen Schadens.

Um Menschen wirklich zu helfen, müssen eine am Menschen orientierte Therapie und vor allem die Vorbeugung vor Herzkrankheiten in den Mittelpunkt rücken. Wir fordern eine ethisch vertretbare, menschliche Medizin statt Tiermedizin für Menschen!

Verstoß gegen geltendes Gesetz

Laut Tierschutzgesetz dürfen Eingriffe zur Aus-, Fort- und Weiterbildung nur durchgeführt werden, soweit ihr Zweck nicht auf andere Weise erreicht werden kann. Operationsübungen an lebenden Tieren verstoßen gegen diese gesetzlichen Vorgaben, da ihr Zweck auch auf andere Weise zu erreichen ist.

Kommerz und Karriere

Die Durchführung von Operationskursen ist lukrativ. Die oftmals horrenden Teilnehmergebühren sowie Gelder aus dem Sponsoring durch Medizintechnik-Firmen fließen in die Taschen der Anbieter. Mit den Geldern können dann weitere Tierversuche finanziert werden.

Doch auch in der Forschung dienen Tierversuche nicht dem Wohl der Patienten, sondern denen, die sie durchführen. Die Qualität eines Forschers wird nicht daran bemessen, wie vielen Patienten er geholfen hat, sondern an der Anzahl seiner Artikel. Viele Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften fördern die Karriere und lassen Forschungsgelder fließen. Dieses funktioniert bei Tierversuchen besonders gut, da niemand überprüft, ob deren Ergebnisse irgendeinen Nutzen haben.

20.03.2009
Dr. med. vet. Corina Gericke