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Das Thema Tierversuche wird seit vielen Jahren sehr kontrovers diskutiert. Ethische Aspekte ebenso wie wissenschaftliche Argumente stehen im Raum und die Meinungen könnten kaum mehr auseinandergehen. Befürworter von Tierversuchen betonen immerfort, dass wir ohne Experimente am Tier auf medizinischen Fortschritt verzichten müssten, wohingegen von einigen Kreisen wissenschaftlich dargelegt wird, welche Sackgasse und welch unkalkulierbares Risiko, gerade für uns Menschen, der Tierversuch darstellt. 

Eine Auswahl an Argumenten, die Pro und Contra Tierversuche häufig angeführt werden, lesen Sie hier. Bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass es zur Argumentation zugunsten des Tierversuchs keine wissenschaftliche Basis gibt und vermeintliche Vorteile oder „Alternativlosigkeit“ nur vorgeschoben sind.

Argumente Pro Tierversuche

1. Lieber an Tieren forschen als an Menschen

Tierversuchsbefürworter stellen oft die Frage in den Raum „Wollen Sie lieber direkt an Menschen testen?“ Damit wird ein Szenario konstruiert, das es in der Realität gar nicht gibt. Denn es geht nicht darum auszuwählen, ob man eine möglicherweise giftige Substanz lieber direkt an Menschen oder erstmal an Tieren testet, sondern darum, dass das „Modell Tier“ eben nicht geeignet ist, eine zuverlässige Aussagekraft auf den Menschen zu generieren. So beispielsweise, wenn es um die Wirkung neuer Medikamente oder den Erfolg von Behandlungsmethoden geht.

Siehe auch Argumente 1 und 2 im Abschnitt Argumente Contra Tierversuche >>

2. Kein Medizinischer Fortschritt ohne Tierversuche

„Ohne Tierversuche gibt es keinen medizinischen Fortschritt und wir hätten keine wirkungsvollen Behandlungsmethoden“ oder gar „Die Medizin würde auf dem jetzigen Zustand eingefroren werden“, hören wir von den Verfechtern des Systems Tierversuch. So wird der Eindruck erweckt, dass Tierversuche für eine erfolgreiche biomedizinische Forschung unabdingbar sind.

Tatsächlich werden in allen medizinischen Bereichen tagein, tagaus Tierversuche gemacht; ob in der Krebsforschung, bei der Untersuchung von Herz- und Kreislauferkrankungen oder in der Hirnforschung. Und diese Tierversuche werden häufig mit einem in Aussicht gestellten Nutzen für kranke Menschen gerechtfertigt. Aber heißt das auch, dass wir der Forschung am Tier unsere modernen Therapien zu verdanken haben?

Die Tatsache, dass in der Vergangenheit Tierversuche durchgeführt wurden, bedeutet nicht, dass die Errungenschaften der Medizin nur auf diese Weise gefunden werden konnten. Wir wissen nicht, wo die Medizin heute stehen würde, wenn Tierversuche vor 100 oder 50 Jahren verboten worden wären. Es ist aber wahrscheinlich, dass wir schon viel weiter wären, denn Tierversuche halten - wegen der falschen Ergebnisse, die sie liefern - den medizinischen Fortschritt nur auf. Andere Methoden (z.B. im In-vitro-Bereich), klinische Forschung sowie Prävention von Krankheiten würden - wenn Tierversuche verboten wären - im Vordergrund stehen, was zu einer Verbesserung der Gesundheitslage führen würde. Die Durchführung von Tierversuchen in der Vergangenheit ist also weder ein Beweis für deren Notwendigkeit, noch sagt sie etwas über die Zukunft der Medizin aus.

Zudem wird die Bedeutung der Tierversuche für frühere medizinische Errungenschaften regelmäßig übertrieben dargestellt. Zahlreiche Entdeckungen von großer medizinischer Bedeutung sind tierversuchsfrei gelungen und vielfach erst im Nachhinein im Tierversuch „nachgestellt“ worden. Oft wird dann behauptet, der Tierversuch hätte den entscheidenden Durchbruch gebracht. Eine Vielzahl an medizinischen Errungenschaften geht jedoch auf tierversuchsfreie Forschungen zurück. So wurde zum Beispiel Aspirin schon Mitte des 18. Jahrhunderts ohne Tierversuche entdeckt. Wenn man den nachträglich durchgeführten Tierversuchen vertraut hätte, wäre uns dieses so segensreiche Medikament vorenthalten geblieben, denn für einige Tierarten ist es schädlich oder tödlich. 

Zur mangelnden Übertragbarkeit des Tierversuchs unter 1. im Abschnitt der Contra-Argumente >>

Infos zur Entdeckungsgeschichte sowie unter 5. im Abschnitt der Contra-Argumente >>

3. Tierversuche machen Medikamente und Stoffe für uns sicher

Bevor ein neues Medikament oder eine Chemikalie auf den Markt kommen, werden diese zunächst am Tier erprobt und erst im Anschluss klinische Studien am Menschen durchgeführt. So soll Sicherheit für uns Menschen geschaffen werden, damit wir keinen Schaden nehmen. Wie fatal es jedoch ist, aus der Wirkung am Tier auf den Menschen zu schließen, zeigen schon allein zahlreiche Alltagsbeispiele: So ist Schokolade für uns Menschen schmackhaft, dagegen für Hunde und Katzen aufgrund des darin enthaltenen Theobromins giftig. Einen Knollenblätterpilz sollten wir Menschen lieber nicht essen, da er für uns tödlich ist. Kaninchen dagegen können ihn unbeschadet verzehren. Paracetamol ist für Menschen ein wirkungsvolles Schmerzmittel, für Katzen ist es giftig. Tierversuche gaukeln also eine falsche Sicherheit vor, was für Menschen fatale Folgen haben kann. 

Mehr dazu unter 1. und 2 der Contra-Argumente >>

4. Es gibt nicht genügend „Alternativen“

Vorweg angemerkt sei, dass das Wort „Alternativen“ in Anführungszeichen gesetzt ist, da es impliziert, der Tierversuch sei eine im Prinzip sinnvolle Methode, die lediglich ersetzt zu werden braucht. Es geht jedoch nicht um den 1:1 Ersatz eines Tierversuchs durch eine tierversuchsfreie Methode. Vielmehr muss die Validität, also die wissenschaftliche Aussagekraft einer Methode in den Fokus gerückt werden. Und dies im Blick zeigt die Faktenlage klar, dass der Tierversuch mehr auf Glauben basiert als auf belastbaren wissenschaftlichen Fundamenten. Zudem umfasst der Begriff „Alternative“ sowohl tierversuchsfreie, als auch lediglich leidmindernde Verfahren, die jedoch den Tierversuch als Forschungsmethode nicht in Frage stellen.

Tierexperimentatoren führen als Argument oft an, dass nur die notwendigsten Tierversuche gemacht würden und es leider nicht für alle Tierversuche eine geeignete Ersatzmethode gäbe. So wird eine „Alternativlosigkeit“ vermittelt, die schon aus den oben genannten Gründen als Systemfehler betrachtet werden muss. Richtet man den Blick auf die Zielsetzung, Forschungsmethoden zu entwickeln und anzuwenden, die gewinnbringend hinsichtlich des medizinischen Fortschritts und der Generierung von auf uns Menschen übertragbaren Ergebnissen sind, wird schnell klar, dass ein Paradigmenwechsel hin zu humanbasierten, modernen Verfahren notwendig ist. In unserer NAT-Datenbank Non Animal Technologies ist eine Auswahl an fantastischen tierversuchsfreien Methoden aufgeführt. 

Mehr über tierversuchsfreie Forschungsmöglichkeiten und unter 6. der Contra-Argumente >>

Argumente Contra Tierversuche 

1. Der Mensch ist keine Maus – Tierversuche sind nicht auf den Menschen übertragbar

Schon Menschen untereinander sind nicht vergleichbar. Unterschiede in Alter, Geschlecht oder Lebensgewohnheiten spielen eine entscheidende Rolle beispielsweise hinsichtlich der Reaktion auf Medikamente. Ebenso unterscheiden sich Mensch und Tier und genauso einzelne Tierarten untereinander hinsichtlich Körperbau, Organfunktion, Stoffwechsel und Ernährung. Dies vor Augen, wie sollen dann Ergebnisse von Tieren auf den Menschen übertragbar sein?

Betrachtet man die krebserregende Wirkung von Substanzen, so haben Maus und Ratte eine Übereinstimmung von nur etwa 50 %. (1)

Eine andere Studie offenbarte große Unterschiede in der Reaktion des Immunsystems von Menschen und Mäusen auf ein stumpfes Trauma, Verbrennungen oder eine Blutvergiftung. Dabei zeigte sich, dass Menschen auf Entzündungen viel stärker reagieren und teilweise bis zu einem halben Jahr, wohingegen die Reaktion des Immunsystem bei der Maus sich nach wenigen Tagen bereits wieder abschwächt. (2)

Die Alzheimer-Forschung, die standardmäßig auf „Tiermodellen“ aufbaut, führt immer wieder in die Irre. Es gibt zahlreiche Therapien, die bei Tieren erfolgreich erschienen. Allerdings ist daraus kein einziges Medikament entstanden, welches die Erkrankung beim Mensch heilen oder aufhalten kann. (3) Forschungen an menschlichen Mini-Gehirnen an der Ruhr-Universität Bochum haben einen Mechanismus offenbart, der vermutlich das Absterben der Nervenzellen von Alzheimer-Patienten erklärt. (4) Dieses für den Menschen relevante Forschungsergebnis basiert auf tierversuchsfreier Forschung. Auch noch so viele Tierversuche hätten diese wichtige Erkenntnis nicht hervorbringen können.

An der Berliner Charité haben Forscher ein Medikament gegen das Leigh Syndrom, eine bislang unheilbare Erkrankung des Zentralen Nervensystems, gefunden. Und das nicht etwa dank Tierversuchen, sondern dank moderner, patientenspezifischer Forschung. Ein 15-jähriger Patient, der bereits gelähmt war, das Bewusstsein verloren hatte und künstlich beatmet werden musste, wurde mit einer neuartigen Methode behandelt. Aus Zellen des Patienten wurden zunächst induzierte pluripotente Stammzellen gewonnen und diese schließlich in neuronale Zellen umgewandelt. So entstanden Zellen des zentralen Nervensystems, an denen potenzielle wirksame Medikamente getestet werden konnten. Ein bereits gegen eine andere Erkrankung zugelassenes Medikament erwies sich als erfolgreich.

In der Meldung heißt es „Das Spektakuläre daran war nicht nur der Behandlungserfolg: Sämtliche Tierversuche waren in der Vergangenheit gescheitert, eine Therapie gegen das Leigh Syndrom zu finden.“ (5) Einmal mehr wird deutlich, wie untauglich Tierversuche hinsichtlich des medizinischen Fortschritts sind und diesen sogar blockieren. 

Mehr dazu unter 5. in diesem Abschnitt >>

2. 95 % der tierversuchserprobten Arzneien scheitern beim Menschen

Die wissenschaftliche Faktenlage ist deutlich: Bis zu 95 % aller Medikamente, die sich im Tierexperiment als wirksam erwiesen haben, scheitern am Menschen. Sie zeigen entweder gar keine Wirkung oder rufen starke Nebenwirkungen hervor, die bis zum Tod führen können. (6, 7, 8)

Auch Medikamentenskandale zeigen dramatisch die Tatsache, dass Tests an Tieren nicht automatisch eine Sicherheit für uns Menschen bedeuten. Beispiele sind TGN1412, ein potenzielles Mittel gegen Multiple Sklerose, das 2006 in der klinischen Phase 1, in der erstmals eine Substanz am Menschen probiert wird, bei 6 Probanden zu Multiorganversagen führte. Nach der Verabreichung des Therapeutikums Bia 10-2474 gegen chronische Schmerzen erlitten fünf Probanden schwere neurologische Schäden, ein Mensch starb.

Auch nach Marktzulassungen treten oft schwerwiegende Schäden beim Menschen auf, die im Tierversuch unerkannt geblieben waren. Von den etwa 5 % der Medikamente, die es auf den Markt schaffen, wird rund ein Drittel wieder vom Markt genommen oder mit Warnhinweisen versehen. (9) Beispiele sind das Rheumamittel Vioxx, das Herzmedikament Trasylol, der Blutfettsenker Lipobay oder Zinbryta, ein Mittel gegen Multiple Sklerose.

Laut einer Studie der Medizinischen Hochschule Hannover gibt es in Deutschland jährlich 58.000 Todesfälle, die auf falsche Einnahme und unerwünschte Nebenwirkungen von Arzneimitteln zurückzuführen sind. In dieser Zahl sind nur die Patienten erfasst, die in internistischen Abteilungen von Krankenhäusern versterben. Unberücksichtigt bleiben Patienten anderer Abteilungen sowie ambulant oder zuhause Verstorbene und Patienten mit chronischen Langzeitfolgen durch Nebenwirkungen von Medikamenten.

Mehr zur Versagensquote des Tierversuchs >>

3. Das Tier ist kein geeignetes „Modell“ für den Menschen

Standardmäßig werden Tiere als sogenannte Modelle für die Krankheitsforschung des Menschen herangezogen. Der Begriff „Tiermodell“ suggeriert, für jede menschliche Krankheit das passende Modell am Tier parat zu haben.

Und tatsächlich gibt es für nahezu jede Fragestellung oder Krankheit ein „Tiermodell“. Aber sind diese als Stellvertreter für uns Menschen geeignet?

Ob bei „Tiermodellen“ für Krebs, Diabetes, Alzheimer, Herzerkrankungen oder Depression: Die Krankheiten des Menschen werden auf Symptome reduziert und bei den Tieren künstlich hervorgerufen.

So werden Krebs und Alzheimer bei Mäusen durch Genmanipulation ausgelöst, ein Schlaganfall durch Verschluss einer Hirnarterie bei Ratten oder Mäusen nachgeahmt und für die Depressionsforschung müssen Ratten bis zur Erschöpfung in einem Wassergefäß, aus dem es kein Entkommen gibt, schwimmen.

Diese „Tiermodelle“ sind realitätsfern konstruiert und in keiner Weise geeignet, die komplexen Zusammenhänge bei der Entstehung menschlicher Erkrankungen zu ergründen, da sie ausschlaggebende Faktoren wie Alter, Geschlecht, Genetik, Ernährung, Stress und Umweltfeinflüsse vollkommen außer Acht lassen. Insofern wundert es nicht, dass Tierversuche den medizinischen Fortschritt nicht voranbringen, sondern vielmehr aufhalten.

4. Der Tierversuche als Lotteriespiel – Ergebnisse nicht reproduzierbar

Mit der Absicht, die Ergebnisse reproduzierbar, d.h. wiederholbar, zu machen, werden Tierversuche unter sogenannten standardisierten Bedingungen durchgeführt. Alter, Geschlecht und Gewicht der Tiere sollen deshalb möglichst gleich sein. Außerdem unterliegen Fütterung und Haltung der Tiere konstanten Laborbedingungen. Trotzdem kann ein und derselbe Tierversuch zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen. Das liegt zum Teil daran, dass jedes Tier ein Individuum ist und eben gerade Faktoren, die Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten haben, in den künstlichen Laborbedingungen ausgeblendet werden. Auch die Handhabung der Tiere beeinflusst bzw. verfälscht die Ergebnisse noch zusätzlich, beispielsweise durch den Stress, den die Tiere erleiden. Üblicherweise werden u.a. Ratten und Mäuse in steriler Umgebung in kleinen, übereinandergestapelten Plastikboxen mit etwas Einstreu gehalten. Es zeigte sich, dass die Tiere bereit sind, für eine interessantere Umgebung, für die Möglichkeit Nester zu bauen und Sozialkontakt zu ihren Artgenossen zu pflegen, Arbeit auf sich zu nehmen. Ratten in steriler Haltung haben kleinere Gehirne als Tiere in einer abwechslungsreichen Umgebung und einzeln gehaltene Ratten versuchen häufiger, ihren Käfigen zu entkommen als in Gruppen lebende Ratten. Der Verhaltensforscher Dr. Jonathan Balcombe vom Ärztekomitee für verantwortliche Medizin in Washington hatte hierfür 200 Publikationen über die Haltungsbedingungen von Nagern ausgewertet. (10)

Keine andere wissenschaftliche Methode ist so unzuverlässig und unberechenbar wie der Tierversuch. Ob ein Tier, und wenn ja welche Tierart, genauso auf eine Substanz reagiert wie der Mensch, weiß man immer erst nach der Prüfung am Menschen. Entsprechend ist der Tierversuch hinsichtlich der Übertragbarkeit auf den Menschen ein Lotteriespiel, das für den Menschen unkalkulierbare Risiken birgt und für die Tiere einen leidvollen, überflüssigen Tod bedeutet. 

Zur Übertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen siehe 1. und 2. im Abschnitt über die Contra-Argumente >>

5. Tierversuche verhindern den medizinischen Fortschritt

Schon historisch ist belegt, dass Tierversuche nicht geeignet sind, für Menschen sinnvolle und wirkungsvolle Therapien zu entwickeln. So sind beispielsweise Penicillin, Aspirin und Paracetamol bereits vor etwa 100 Jahren entdeckt worden und bis heute aus der modernen Medizin nicht wegzudenken.

Nach heutigem Standard, wonach alle potentiellen Medikamente eine Reihe von Tierversuchen „bestehen“ müssen, um ihre vermeintliche Wirksamkeit und Sicherheit zu testen, würden uns diese segensreichen und allgemein nebenwirkungsarmen Arzneien vorenthalten bleiben. Auf Basis von Tierversuchen wären sie nämlich nie auf den Markt gekommen. Während Aspirin beim Menschen keinen schädlichen Einfluss auf das Ungeborene hat, kommt es bei Katze, Hund, Affe, Maus, Kaninchen und Ratte zu Missbildungen bei den Nachkommen. (11) Penicillin ist tödlich für Meerschweinchen und Kaninchen (12), dagegen mitunter lebensrettend für Menschen. Paracetamol verursacht Krebs bei Nagetieren und ist giftig für Katzen.

Solange die medizinische Forschung den Tierversuch als Goldstandard aufrechterhält, werden uns mit Sicherheit wirkungsvolle Medikamente und Therapien vorenthalten bleiben, weil sie aufgrund von irreführenden Tierversuchen aussortiert werden. Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass Menschen weiterhin Opfer von Arzneimittelnebenwirkungen werden, da die vorgeschalteten Tierversuche eine Sicherheit vorgespielt haben, die nicht gegeben ist.

Der Tierversuch ist somit nicht nur unethisch gegenüber Tieren, sondern auch gegenüber Patienten, die aufgrund der falschen Ergebnisse des Tierversuchs Risiken ausgesetzt werden oder denen Therapien vorenthalten werden.

Wenn nicht endlich vollumfänglich vom Tierversuch Abstand genommen wird, wird der medizinische Fortschritt weiterhin blockiert. Dass es trotzdem wertvolle medizinische Erkenntnisse gibt, ist nicht Tierversuchen zu verdanken, sondern liegt unter anderem an dem gewonnenen Wissen aus Bevölkerungsstudien oder humanbasierten tierversuchsfreien Forschungsmethoden. 

Zur unterschiedlichen Wirkung von Substanzen bei Tieren und Menschen siehe 2. im Abschnitt der Contra-Argumente >>

Zur Entdeckungsgeschichte einiger Therapien >>

 6. „Alternativmethoden“: Große Bandbreite an tierversuchsfreier Forschung

Warum ist der Begriff Alternativmethoden in Anführungszeichen gesetzt? Weil er suggeriert, dass man Tierversuche nur einfach zu ersetzen braucht, der Tierversuch als Methode wird dabei aber nicht in Frage gestellt. Mehr dazu lesen Sie hier >>

Der Tierversuch ist nicht nur eine unethische, sondern vollkommen veraltete Methode. In unserem modernen Zeitalter gibt es eine Vielzahl an tierversuchsfreien Forschungsmethoden wie Multi-Organ-Chips, epidemiologische Forschung oder Computersimulationen, die fantastische und bezüglich der Übertragbarkeit auf den Menschen zuverlässige Ergebnisse liefern. 

Unsere Datenbank Non Animal Technologies listet Hunderte solcher moderner tierversuchsfreier Verfahren.

Weitere Informationen und konkrete Beispiele >> 

Warum gibt es trotzdem Tierversuche?

Treibende Motoren für den Beibehalt des Systems Tierversuchs gibt es viele:

1. Dogma

Tierversuche haben sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts als „Methode der Wahl“ in der Wissenschaftswelt etabliert. Nur, was im Tierversuch nachvollziehbar ist, gilt als wissenschaftlich. Dieses Dogma hat sich nicht nur in den Köpfen der Forscher, sondern auch in den biomedizinischen Studiengängen und einer Vielzahl von Gesetzen verankert. Es bedarf eines kompletten Paradigmenwechsels, der diesen althergebrachten Glaubenssatz aufbricht und bei dem der Tierversuch nicht länger der Goldstandard ist. 

2. Karriere durch Tierversuche

Junge Wissenschaftler werden gleich zu Beginn ihrer Laufbahn, meist bereits im Studium, regelrecht indoktriniert. Tierverbrauchende Übungen sind in der Regel fester Bestandteil in den studentischen Kursen und wer das System in Frage stellt, kann entweder nicht weiterstudieren oder muss extreme Hürden überwinden. Mehr dazu lesen Sie hier >>

Nach dem Motto „publish or perish“ (veröffentliche oder gehe unter) stehen Wissenschaftler unter regelrechtem Druck, ihre Erkenntnisse zu veröffentlichen, und dies in möglichst angesehenen Fachjournalen mit hohem Impact Factor. Nur so kann man sein Renommee in der Wissenschaftswelt steigern. Die Qualität eines Forschers wird keineswegs daran gemessen, wie vielen Menschen er mit seiner Arbeit geholfen hat, sondern wie viele Artikel er veröffentlicht. Und da viele Fachjournale mit hohem Impact Faktor vorwiegend Tierversuchsstudien veröffentlichen, kann man hiermit am leichtesten die Karriereleiter hochklettern. Je mehr Veröffentlichungen ein Forscher vorzuweisen hat, desto mehr Fördergelder bekommt er, mit denen er weitere Tierversuche durchführt, um diese wiederum zu publizieren. Ein sich selbsterhaltenes System also. 

3. Finanzielle Förderung

Die tierexperimentelle Forschung wird allein in Deutschland mit Milliarden Euro gefördert, die zumeist aus der Tasche von uns Steuerzahlern stammen. Bei einem Förderverhältnis von 99,x % für Tierversuche und 0,y % für tierversuchsfreie Forschung verwundert es nicht, dass Karriere- und Verdienstmöglichkeiten in der tierexperimentellen Forschung erheblich besser sind. Wer sich dagegen der modernen tierversuchsfreien Forschung widmet, wird finanziell stiefmütterlich behandelt, trotz aller medizinisch-wissenschaftlichen Vorzüge dieser Forschungsausrichtung. 

Mehr zur finanziellen Förderung >>

4. Lukratives Geschäft

Gigantische Industriezweige verdienen am System Tierversuch. Angefangen bei den Züchtern, die eigens für bestimmte Versuchszwecke „hergestellte“ Tiere anbieten, die man wie Katalogware kaufen kann. Eine genveränderte Maus kann dabei bis zu 80.000 Euro kosten. (13) Über Laborausstatter, die Käfige und sonstige Gerätschaften anbieten bis hin zu den Experimentatoren selbst, die Nutznießer immenser Fördergelder für ihre Versuche sind. Der Beibehalt des Tierversuchs basiert also nicht auf wissenschaftlicher Sinnhaftigkeit. Vielmehr wollen zahlreiche Profiteure dieses milliardenschwere, äußerst lukrative Geschäft aufrechterhalten. 

5. Haftung der Pharmaunternehmen

Die Verbrauchersicherheit wird häufig vorgeschoben, um am Tierversuch festzuhalten. Ungeachtet der Tatsache, dass er irrführende und für den Menschen gefährliche Ergebnisse liefert, dient er zur Absicherung von Firmen. Denn, wenn Menschen zu Schaden kommen, können sich die Firmen auf die Durchführung gesetzlich vorgeschriebener Tierversuche berufen und vermindern so ihr Risiko bei der Haftung. Eine reine Alibifunktion also, auf Kosten von Mensch und Tier.

Fazit

Ohne jede belastbare wissenschaftliche Grundlage hat sich das System Tierversuch mitten in unserer Gesellschaft breitgemacht. Angesichts der ethischen Aspekte und der großen Gefahren für uns Menschen, die die tierexperimentelle Forschung birgt, ist eine Abkehr von diesem System längst überfällig. Tierversuche müssen abgeschafft werden, für die ausgeklügelten und vielfältigen tierversuchsfreien Forschungsmethoden. 

08.03.2021
Dipl. Biol. Silke Strittmatter

Quellen

(1) Di Carlo FJ. Drug Metabolism Reviews 1984; 15:409-413

(2) Seok J et al. Genomic responses in mouse models poorly mimic human inflammatory diseases. PNAS 2013; 110(9):3507–3512

(3) Langley GR. Considering a new paradigm for Alzheimer´s disease research. Drug Discovery Today 2014; 19(8): 1114-1124

(4) Ruhr-Uni-Bochum. Alzheimer im Mini-Gehirn, 30.4.2019 [aufgerufen am 07.03.2021]

(5) Gesundheitsstadt Berlin GmbH. Stammzellen statt Tierversuche: Charité-Forscher finden erstmals Medikament gegen das unheilbare Leigh Syndrom, 2.3.2021 [aufgerufen am 07.03.2021]

(6) Hay M et al. Clinical development success rates for investigational drugs. Nature Biotechnology 2014; 32(1):40-51

(7) Arrowsmith J. A. decade of change. Nature Reviews Drug Discovery 2012; 11:17-18

(8) KMR Group. Annual R&D General Metrics Study Highlights New Success Rate and Cycle Time Data. Pressemitteilung 8.8.2012

(9) Downing NS et al. Postmarket safety events among novel therapeutics approved by US Food and Drug Administration between 2001 and 2010. JAMA 2017; 317(18):1854-186

(10) Balcombe J. Laboratory Environments and Rodents' Behavioral Needs: A Review. Laboratory Animals 2006; 40(3):217-235

(11) Hartung T. Per aspirin ad astra. ATLA 2009; (37):45-47

(12) Ärzte gegen Tierversuche. 1929 – Penicillin, 3.9.2019

(13) NBC News. Mice play a critical role in medical research, 03.06.2006 [aufgerufen am 07.03.2021]