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15. September 2015

Das Versagen des Tierversuchs ist heute noch größer als vor 10 Jahren

Tierversuche dienen angeblich dazu, unsere Medikamente wirksam und sicher zu machen – so zumindest die gängige Rechtfertigung. Tatsächlich fallen 95% der im Tierversuch für sicher und wirksam befundenen Arzneien durch, wenn sie am Menschen getestet werden. Nach den Tierversuchen, die sich üblicherweise über viele Jahre erstrecken, erfolgen die so genannten klinischen Studien am Menschen. Hier zeigt sich, dass beim Menschen nicht funktioniert, was bei Maus, Ratte und Co. „erfolgreich“ war.

Aktuelle Publikationen belegen, dass der Tierversuch in der Übertragung auf den Menschen heute sogar noch stärker versagt als vor 10 Jahren:

  • Eine Studie aus 2014 zeigt, dass von 4.451 Medikamenten, die zwischen 2003 und 2011 von 835 Firmen entwickelt wurden, nur 7,5 % auf den Markt kamen. D.h. 92,5 % kamen nicht durch die klinische Prüfung am Menschen. Als besonders schlecht erwiesen sich Medikamente zur Behandlung von Krebs, Herzleiden und psychischen Erkrankungen. (1)
  • Eine Studie aus 2012 von zwischen 2006 und 2008 gesammelten Daten von 14 Arzneimittelherstellern offenbart, dass 95 % der neuen Medikamente beim Test am Menschen (klinische Prüfung) versagen und nicht zugelassen werden. (2)
  • Eine weitere Auswertung aus 2012, die Daten von 13 großen Arzneimittelherstellern aus den Jahren 2007 bis 2011 unter die Lupe nimmt, kommt ebenfalls zu einer Durchfallquote von 95 %. (3)

Damit wird eine zentrale Studie aus dem Jahr 2004 von der amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA), die per se keine Tierschutzinteressen vertritt, nicht nur bestätigt, sondern die Fakten alarmieren noch stärker hinsichtlich des Versagens des Tierversuchs. So kam die FDA bereits 2004 zu dem Ergebnis, dass 92 % aller im Tierversuch erfolgreich getesteten Wirkstoffkandidaten nicht durch die klinische Studie, in der diese erstmals am Menschen erprobt werden, kommen. Sie wirken gar nicht, anders und richten sogar häufig Schaden an. (4)

Dass trotz zunehmender tierexperimenteller Forschung sich noch mehr Substanzen als Niete erweisen, zeigt, dass auch noch so viele Tierversuche unsere Medikamente nicht sicher und wirksam machen. Im Gegenteil: Unsere Ärztevereinigung warnt schon lange vor der mangelhaften Übertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen. Denn zahlreiche weitere wissenschaftliche Studien zeigen auf, dass der Tierversuch ein reines Glückspiel und damit ein unkalkulierbares Risiko für Patienten ist – oft mit schwerwiegenden oder gar tödlichen Folgen.

Die Durchfallrate bei neuen Wirkstoffen für sich genommen ist schon höchst alarmierend. Zusätzlich berücksichtigen muss man, dass zwischen 20 und 50 % der Medikamente, die es auf den Markt schaffen, wieder zurückgerufen oder mit Warnhinweisen versehen werden müssen, da sie beim Menschen Nebenwirkungen hervorrufen, die im Tierversuch nicht erkannt wurden. (5, 6) Und ganz zu schweigen von den potentiell nützlichen Medikamenten, die dem Patienten vorenthalten bleiben, weil sie fälschlicherweise im Tierversuch aussortiert wurden. Unser Ärzteverein sieht daher die Notwendigkeit des Ausstiegs aus dem Tierversuch im Sinne einer effektiven und sicheren Medizin sowie aus ethischen Gründen erneut für dringend geboten.

Quellen

(1) Clinical development success rates for investigational drugs. (2014). Nature Biotechnology 2014 (32): 1; 40-51.
(2) Arrowsmith, J.: A decade of change. Nature Reviews Drug Discovery 2012: (11); 17-18.
(3) KMR Group Inc.: Annual R&D General Metrics Study Highlights New Success Rate and Cycle Time Data CHICAGO, Illinois, 8. August 2012
(4) U.S. Food and Drug Administration Report: Innovation or Stagnation - Challenge and Opportunity on the Critical Path to New Medical Products, 2004
(5) Lexchin J.: New Drugs and Safety: What Happened to New Active Substances Approved in Canada Between 1995 and 2010? Arch Intern Med. 2012: 172(21); 1680-1681
(6) U.S. General Accounting Office. FDA Drug Review: Postapproval Risks 1976-1985. Publication GAO/PEMD-90-15, Washington, D.C., 1990