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Der amerikanische Botox-Hersteller Allergan hat eine EU-weite Zulassung für seinen tierversuchsfreien Zelltest erhalten. Die Anerkennung wird nach Ansicht der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche Hunderttausende Mäuse vor einem qualvollen Tod bewahren. Der Verein kämpft seit Jahren für ein Ende des grausamen Tests.

Botulinumtoxinprodukte, besser bekannt als Botox, werden für medizinische Zwecke wie Schiefhals eingesetzt, vor allem aber auch zur Glättung von Gesichtsfalten. Das Nervengift Botulinumtoxin lähmt die Muskeln und lässt die Haut darüber glatt erscheinen. Jede Produktionseinheit wird in einem qualvollen Tierversuch getestet, bevor sie in den Verkauf gehen darf. In dem so genannten LD50-Test wird Mäusen die Substanz in die Bauchhöhle gespritzt und es wird ermittelt bei welcher Dosierung die Hälfte der Tiere stirbt. Angaben der Ärzte gegen Tierversuche zufolge wurden so mindestens 600.000 Mäuse pro Jahr weltweit zu Tode gequält.

Seit Jahren kämpft der Ärzteverein für eine Abschaffung des Botox-Mäuse-Tests. Der Marktführer Allergan erhielt für seinen Zelltest bereits im Sommer 2011 eine Zulassung in den USA und in Kanada, im Januar 2012 dann in der Schweiz. Nun wurde der Test für die Allergan-Produkte Botox und Vistabel auch in der EU anerkannt. Bei dem Verfahren handelt es sich Angaben von Allergan zufolge um einen ganz tierversuchsfreien Test, für den keine Tiere getötet werden.

Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche begrüßt den Fortschritt, bemängelt aber, dass Allergan in den nächsten drei Jahren voraussichtlich nur 95 Prozent seiner Botox-Tierversuche ersetzen wird, und das auch nur, sofern andere Behörden weltweit den Zelltest ebenfalls anerkennen. Ein hundertprozentiger Ersatz sei angestrebt, wird aber von der Firma nicht näher kommentiert.

Die Zulassung des Zelltests gilt nur für die Produkte von Allergan. Die anderen beiden Hersteller, die britische Firma Ipsen und die Frankfurter Firma Merz testen nach wie vor im Tierversuch. »Ipsen und Merz sind jetzt gefordert, umgehend eine Lizenz von Allergan für ihre Produkte zu erwerben. Es darf nicht sein, dass bloßes Konkurrenzdenken Zigtausenden von Tieren das Leben kostet«, so Gericke.

Der Ärzteverband sieht zudem einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und fordert von der zuständigen Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz in Hamburg die beim Hamburger Auftragslabor LPT durchgeführten Botox-Tierversuche der Firma Merz nicht mehr zu genehmigen. Laut Tierschutzgesetz dürfen Tierversuche nicht durchgeführt werden, wenn eine tierversuchsfreie Methode vorhanden ist.

Die EU-Anerkennung des Allergan-Zelltests dürfte sich auf die Tierversuchzahlen in Irland auswirken, wo der amerikanische Konzern seine Botox-Produkte für Europa testen lässt. In den letzten fünf Jahren hatte der Inselstaat eine explosionsartige Ausweitung an Tierversuchen von 37.940 Tieren im Jahr 2005 auf 279.609 Tiere fünf Jahre später zu verzeichnen. Allein im LD50-Test mussten 2010 in Irland mehr als 116.000 Mäuse sterben.

Weitere Infos

Kampagne »Stoppt Botox-Tierversuche« >>

Botox – Hintergrundinformationen >>

Videofilm: Die hässliche Wahrheit über Botox >>

Der Zelltest für BOTOX® wurde in Irland anerkannt und gilt im Zuge eines Verfahrens der gegenseitigen Anerkennung in 14 Staaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Griechenland, Island, Italien, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Portugal, Spanien, Schweden.
Die Anerkennung der französischen Behörden für den Zelltest für VISTABEL® gilt für 29 Länder, nämlich Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien (VISTABEX®), Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Schweden, Tschechische Republik, Ungarn, Zypern.