Ärzteverein sieht Uni Erlangen als Tierqualzentrum bestätigt
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
»Grausame und unsinnige Tierversuche«
Aus einer aktuellen Antwort auf eine Anfrage an die Bayerische Staatsregierung geht hervor, dass Tierversuche an der Universität Erlangen dem vorrangigen Zweck der ‚Ökonomisierung? und der ‚Bereitstellung von Modellen transgener Tiere? dienen. Erst 2005 wurde mit der Fertigstellung des Franz-Penzoldt-Zentrums (FPZ) die Basis der tierexperimentellen Forschung weiter gestärkt. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) kritisiert, dass wirtschaftliche Interessen stärker wiegen als ethische und für den Menschen nützliche tierversuchfreie Forschung. Trotz der Untauglichkeit des Tierversuchs wurde allein der Bau dieses Zentrums mit 27 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern finanziert.
An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) wurden im Jahr 2004 rund 21.000 Tiere, darunter Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen und Hühner, vorwiegend in der als zweckfrei definierten Grundlagenforschung verwendet. Im Jahr 2007 waren es über 19.000 Tiere und 2009 über 17.000. Von den im Jahr 2009 rund 14.000 verwendeten Mäusen waren rund 4.500 genmanipuliert. »Genmanipulierte Tiere werden zur Herstellung sogenannter Tiermodelle verwendet, um an diesen die abwegigsten Simulationen menschlicher Krankheiten durchzuführen«, erklärt Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Ärztevereinigung. »Die tierexperimentelle Gentechnik ist mit einem immensen Tierverbrauch verbunden, denn über 90% der manipulierten Tiere entsprechen nicht dem Forscherwunsch und werden wie Müll entsorgt. Diese Tierzahlen tauchen in keiner Statistik auf«, führt Bitz aus.
Laut Ärzteverein ist das Repertoire an grausamen und zugleich unsinnigen Tierversuchen in Erlangen groß. An der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums wird beispielsweise bei Ratten durch 12-wöchige Gabe einer giftigen Chemikalie eine Leberfibrose künstlich ausgelöst. Anschließend erhalten die Ratten zur Behandlung acht Wochen lang zweimal täglich eine Testsubstanz injiziert. Beim Menschen entsteht eine Leberfibrose durch übermäßigen Alkoholkonsum oder Viren. »Die beim Tier künstlich hervorgerufenen Symptome haben vollkommen andere Ursachen als die Krankheit des Menschen. Schon allein aus diesem Grund ist der im Labor erprobte Behandlungsversuch für die Anwendung am Menschen zum Scheitern verurteilt«, erklärt Bitz. »Stress und Angst der Ratten, denen zweimal täglich eine Injektion in die Bauchhöhle verabreicht wird, verfälschen die Versuchsergebnisse von vornherein.«
An der Plastisch- und Handchirurgischen Klinik wird an Schafen erprobt, wie man den Körper dazu bringen kann, in einer Plastikdose neue Blutgefäße zu bilden. Bei Schafen werden die Hinterbeinvene und -arterie abgebunden, durchgeschnitten und mikroskopisch wieder vernäht, so dass das Blut nicht mehr durch das Bein, sondern durch eine Schlaufe fließt. Diese wird in eine mit Fibrin, einem Protein zur Blutgerinnung, gefüllte Plastikdose gelegt, welche in der Leiste des Tieres angebracht wird. Nach sechs Wochen werden die Schafe zu Untersuchungszwecken getötet.
Zwar äußert die Staatsregierung in ihrer Antwort, dass im Einzelexperiment weniger Tiere verwendet werden. »Doch die falsche und grausame Methode Tierversuch wird nicht plötzlich gut, nur weil die Tiere in kleineren Gruppen im Namen der Wissenschaft geopfert werden«, kommentiert Bitz.
Weiter hebt die Staatsregierung darauf ab, dass die Versuche von Prof. Kay Brune zur Kleintierbildgebung zu ‚anerkannten Publikationen? und zur ‚Einwerbung eines zweiten Tiermagnetresonanztomografen mit Anbau an das FPZ im Wert von 6 Millionen Euro? geführt haben.
Brune ist laut Ärztevereinigung ein ausgewiesener Verfechter von Tierversuchen, der unter dem Deckmantel des Tierschutzes unter anderem grausame Versuche zur Schmerzforschung an Ratten durchführt. Der Verein sieht die Notwendigkeit, die Forschung auf das Verständnis und den Ausbau von Diagnosemöglichkeiten menschlicher Krankheiten zu konzentrieren, anstatt mit Fachveröffentlichungen und Gerätschaften zur tierexperimentellen Forschung nur dem Interesse einzelner Forscher zu dienen.
Von Erfolgen der tierexperimentellen Forschung hinsichtlich der Durchbrüche im Verständnis und bei der Heilung menschlicher Krankheiten liest man in der Antwort des Staatsministeriums indes nichts, stellt der Ärzteverein fest. Schon lange warnen die Ärzte gegen Tierversuche vor der fehlenden Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen. Erkenntnisse aus am Tier künstlich simulierten Krankheiten haben nach Aussage der Experten nichts mit den vielfältigen Krankheitsursachen des Menschen zu tun. Der Bau neuer Tierversuchslabors wie dem FPZ sei reine Geldverschwendung und behindere eine sinnvolle und ethisch vertretbare, am Menschen orientierte Forschung.
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