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Paradebeispiel für das Versagen der Tierversuche

Vor 20 Jahren wurde die Krebsmaus als erstes genmanipuliertes Säugetier in Europa patentiert. Forscher glaubten, damit den Schlüssel für den Sieg über bösartige Tumoren in der Hand zu halten. Doch der Erfolg blieb aus. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche spricht von einem »Paradebeispiel für das Versagen der tierexperimentellen Forschung«.

Am 13. Mai 1992 erteilte das Europäische Patentamt auf die so genannte Krebsmaus als erstem Säugetier in Europa ein Patent. Forschern der amerikanischen Harvard-Universität war es bereits Anfang der 1980er Jahre gelungen, Mäusen ein menschliches Brustkrebsgen einzuschleusen. Die Tiere entwickeln spontan Tumoren und sollten zum Durchbruch bei der Bekämpfung der Krankheit verhelfen. Doch der Erfolg blieb aus.

»Es ist absurd zu glauben, man könne eine so vielschichtige Krankheit wie Krebs durch Genmanipulation von Mäusen erforschen und gar heilen«, sagt Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Ärzte gegen Tierversuche. »Zu den hauptsächlichen auslösenden Faktoren einer krebsartigen Entartung von Zellen – das wissen wir heute aufgrund von Bevölkerungsstudien - gehören Rauchen, fleischreiche Ernährung, Alkohol, zu intensive Sonneneinstrahlung sowie Umweltgifte. Diese vielfältigen Ursachen kann man im 'Tiermodell' niemals nachahmen. Entsprechend gering ist die Aussagekraft von Studien mit künstlich manipulierten Tieren.«

Nicht nur 'Krebsmäuse' hat die Wissenschaft erschaffen, sondern auch 'Diabetes- und Rheuma-Ratten' oder 'Alzheimer- und Parkinson-Mäuse'. Mehrere Zehntausend verschiedene 'transgene' Tiere - hauptsächlich Mäuse, aber auch Ratten, Kaninchen und Schweine – soll es inzwischen geben. Gelingt es, das Erbgut von Tieren so zu verändern, dass die Symptome menschlicher Krankheiten nachgeahmt werden, wird dies schon als Erfolg gewertet. »Bei erkrankten Menschen werden Hoffnungen geweckt, die sich letztendlich nicht erfüllen, weil die an künstlich manipulierten Tieren entwickelten Therapien beim Menschen nicht funktionieren. So wird seit über 30 Jahren Krebs bei Mäusen geheilt, doch beim Menschen versagen die Behandlungsmethoden«, so Gericke weiter.

Trotz der offensichtlichen Erfolglosigkeit setzt die tierexperimentelle Forschung weiter auf die Gentechnik. Die ständig steigenden Tierversuchszahlen sind maßgeblich auf den Boom der Gentechnik zurückzuführen. Im Jahr 2000 wurden den Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge rund 157.000 'transgene' Tiere gezählt, 2010 waren es 722.000 Tiere. Die Gesamtzahl der in Tierversuchen getöteten Tiere stieg im gleichen Zeitraum von rund 1,8 auf 2,9 Millionen Tiere.

Laut Ärzte gegen Tierversuche gibt es gerade im Bereich der Gentechnik eine hohe Dunkelziffer. »Tiere, die nicht die gewünschten gentechnischen Veränderungen aufweisen, werden getötet und entsorgt und meist noch nicht einmal von der Statistik erfasst. Ihr Anteil kann 90 bis 99 % betragen«, erklärt Tierärztin Gericke.

Tierversuche im Bereich der Gentechnik verursachen zudem erhebliches Tierleid. Körperveränderungen wie Hirn- oder Augenschäden, missgebildete innere Organe oder fehlende Gliedmaßen sind oft das Resultat und mit entsprechenden schweren Schmerzen und Leiden für die Tiere verbunden, heißt es von Seiten der Ärztevereinigung.

Die Entscheidung des Europäischen Patentamts, dass gentechnisch veränderte Tiere patentierbar seien wie Rasierapparate oder Digitalkameras löste einen Proteststurm aus. Zahlreiche Gruppen und Einzelpersonen legten insgesamt 17 Einsprüche ein. Zunächst hatte das Patentamt den erstmals 1985 eingereichten Antrag abgelehnt, 1992 dann doch zugelassen. Das Patent erstreckte sich auf alle Säugetiere außer dem Menschen. Trotz aller Proteste bestätigte die Behörde im Jahr 2004 das Patent endgültig. Seither wurden Tausende gentechnisch veränderte Lebewesen zum Patent angemeldet.

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