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Unter dem Begriff kardiovaskuläre Erkrankungen werden verschiedene Erkrankungen des Herzens und der Blutgefäße zusammengefasst. Zu den bekanntesten kardiovaskulären Erkrankungen gehören Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und Schlaganfall. Weitere kardiovaskuläre Erkrankungen sind die koronare Herzkrankheit, bei der eine Verengung der Herzkranzgefäße zu Durchblutungsstörungen führt, die Herzinsuffizienz, bei welcher der Herzmuskel geschwächt ist, die Kardiomyopathie, bei der das Herz vergrößert und in seiner Leistung eingeschränkt ist, sowie Herzklappenerkrankungen.

Schätzungen zufolge litten 2020 weltweit 523 Millionen Menschen unter kardiovaskulären Erkrankungen und 19 Millionen Menschen starben daran. Dies entspricht 32 % der weltweiten Todesfälle und stellt im Vergleich zu 2010 eine Steigerung um 19 % dar (1). Kardiovaskuläre Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit und sind in Deutschland für bis zu 40% aller Todesfälle verantwortlich.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für kardiovaskuläre Erkrankungen liegen zum Teil in genetischen Veranlagungen sowie vor allem im Lebensstil. Zu den vermeidbaren Risikofaktoren gehören Übergewicht, ein erhöhter Cholesterinspiegel und Diabetes (2). Schließlich tragen auch ein übermäßiger Alkoholkonsum sowie Rauchen und Stress wesentlich zur Entstehung von Herz-Kreislauferkrankungen bei.

Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen handelt es sich somit weitgehend um vermeidbare Erkrankungen. Es hat sich gezeigt, dass modifizierbare Risikofaktoren, die wir selbst durch Anpassung unseres Lebensstils beeinflussen können, über 90 % des Risikos für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausmachen (3,4).

Prävention

Die einfachste und effizienteste Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen besteht in der Vermeidung von Risikofaktoren. So kann eine Veränderung des Lebensstils einen wesentlichen Beitrag zur Herzgesundheit leisten. Die wichtigsten Maßnahmen, die jeder umsetzen kann, sind im Folgenden zusammengefasst.

Ernährung

Unter den vermeidbaren Risikofaktoren hat eine ungesunde Ernährung den größten Einfluss auf die Entstehung von Herz- Kreislauferkrankungen und die dadurch verursachten Todesfälle (5). Insbesondere der Verzehr von frittierten, kalorienreichen und verarbeiteten Nahrungsmitteln sowie der Konsum von zuckerhaltigen Getränken wird mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung chronischer Erkrankungen in Verbindung gebracht. Menschen die diese Nahrungsmittel häufig konsumieren, haben im Vergleich zu Personen, die sie nur selten konsumieren, ein um 56 % höheres Risiko, an koronarer Herzerkrankung zu erkranken (6).

Dagegen verringert die sogenannte Mittelmeerdiät, welche reich an Früchten und Gemüse ist und mit Olivenöl oder Nüssen supplementiert wird und nur wenig gesättigte Fette enthält, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen (3,7). Dieser Zusammenhang wurde in der spanischen PREDIMED Studie belegt, an welcher 7.447 Teilnehmer mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen teilnahmen. Einem Teil der Studienteilnehmer wurde eine Mittelmeerdiät mit Olivenöl, einem anderen Teil eine Mittelmeerdiät mit zusätzlichem Verzehr von Nüssen und der letzten Gruppen eine fettreduzierte Ernährung zugeteilt. Die Personen die sich mit der um Olivenöl oder Nüsse angereicherten Mittelmeerdiät ernährten, hatten ein um ca. 30 % reduziertes Risiko an kardiovaskulären Erkrankungen zu sterben oder einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden (5,7).

Die Rolle des Fleischkonsums auf Herz- Kreislauferkrankungen wurde kürzlich von der Universität Hannover in einer kleineren Studie mit 94 Teilnehmern untersucht. Dabei wurde für Teilnehmer, die sich rein pflanzlich ernährten sowie für Teilnehmer, die nur selten tierische Produkte konsumieren, verbesserte Cholesterol-, Triglycerid- und Insulinwerte gefunden, was mit einem verringerten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen korreliert (8). In einer groß angelegten systematischen Analyse von 96 veröffentlichten Studien konnte gezeigt werden, dass eine pflanzliche Ernährung das Auftreten von und die Sterblichkeit an Herzinfarkten um 25 % reduziert (9).

Zu den Vorteilen einer pflanzlichen Ernährung für die Herz-Kreislaufgesundheit gehören eine Reduktion von Entzündung, des Blutdrucks, des Gesamtcholesterins, des Blutzuckers, eine verbesserte Funktion der Blutgefäßwände, ein verringertes Risiko von Blutgerinnseln, sowie die Verringerung des Körpergewichts. Diese positiven Faktoren für die kardiovaskuläre Gesundheit können auf eine geringere Aufnahme von Cholesterin und gesättigten Fettsäuren sowie einer höhere Aufnahme von Ballaststoffen, pflanzlichem Eiweiß, Beta-Carotin, Vitamin C, Vitamin K, Folsäure sowie Magnesium und Kalium zurückgeführt werden (10).

Kontrolle des Körpergewichts

Zu wenig Bewegung trägt ebenfalls zur Entstehung von Herz- Kreislauferkrankungen bei. So stärkt regelmäßige körperliche Aktivität das Herz, senkt den Blutdruck, hilft bei der Gewichtskontrolle und trägt so zur Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen bei (11). Durch eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung kann das Gewicht kontrolliert werden und das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen gesenkt werden.

Rauchen

Rauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Rauchen macht das Blut zähflüssiger, erhöht den Blutdruck, erhöht das LDL-Cholesterin, schädigt die Blutgefäße und die Herzwand und verschlechtert die Versorgung der Muskulatur mit Sauerstoff. Raucher haben ein um 65 % höheres Risiko für einen Herzinfarkt als Nichtraucher (12). Bereits der Konsum von einer Zigarette pro Tag oder das Passivrauchen erhöht das Herzinfarktrisiko (13,14). Auch für sogenannte elektronische Zigaretten wird ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen angenommen (15). Der Verzicht auf Tabakprodukte senkt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen beträchtlich. So weist ein ehemaliger Raucher bereits nach 2 Jahren ein vergleichbares Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen auf wie ein Nichtraucher (12). Auch Alkoholkonsum erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (16).

Die oben genannten Maßnahmen zur Anpassung des Lebensstils führen nicht nur zur Reduktion des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen, sondern können auch wesentlich dazu beitragen, bereits bestehende Herz- Kreislauferkrankungen zu verbessern (3).

Stress

Von akutem Stress ist bekannt, dass er das Herz schädigt. Beispielsweise erhöhte ein Erdbeben in Kalifornien die Zahl der Personen, die an bereits bestehenden Herz-Kreislauferkrankungen starben, um den Faktor 5 (17). Aber auch Dauerstress wirkt sich ungünstig auf das Herz-Kreislauf-System aus. Unter Stress produziert der Körper Stresshormone, die das Immunsystem schwächen und so Entzündungen begünstigen, das Herz schlägt schneller oder unregelmäßig. Zudem kann dauerhafter Stress auch zu einer ungesunden Lebensweise verleiten, indem beispielsweise zu viel Nahrung oder vorwiegend Fastfood konsumiert wird.

In einer Studie mit knapp 25.000 Teilnehmern wurde gezeigt, dass bei Personen die dauerhaft unter Stress bei der Arbeit litten, die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt um mehr als den Faktor 2 erhöht war (18). Eine umfangreiche Übersichtsarbeit, die verschiedene Studien untersuchte, kam zu dem Schluss, dass Stress bei der Arbeit das Risiko für koronare Herzkrankheiten und Schlaganfälle um 10 % bis 40 % erhöht (17). Noch schwerer wiegt privater Stress, beispielsweise in der Ehe, welcher in einer Studie mit 292 Frauen zu einem fast dreimal erhöhten Risiko für wiederkehrende Herzprobleme führte (19).

Insgesamt wird geschätzt, dass psychischer Stress mit einem um 40 % bis 60 % erhöhten Risiko für koronare Herzkrankheiten verbunden ist (17).

Fazit

Die meisten Herz- Kreislauferkrankungen ließen sich durch eine gesündere Lebensweise vermeiden. Eine ausgewogene pflanzenbasierte Ernährung, ausreichend Bewegung, die Vermeidung von langanhaltendem Stress sowie der Verzicht auf Tabakprodukte kann wesentlich zu einer Verringerung des persönlichen Risikos, an Herz-Kreislauferkrankungen zu erkranken, beitragen.

08.04.2024
Dr. rer. nat. Johanna Walter

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Quellen

  1. Hacker K. The Burden of Chronic Disease. Mayo Clinic Proceedings: Innovations, Quality & Outcomes 2024; 8(1):112–119
  2. Joseph P. et al. Reducing the Global Burden of Cardiovascular Disease, Part 1: The Epidemiology and Risk Factors. Circulation Research 2017; 121(6):677–694
  3. Kaminsky L.A. et al. The importance of healthy lifestyle behaviors in the prevention of cardiovascular disease. Progress in Cardiovascular Diseases 2022; 70:8–15
  4. Yusuf S. et al. Effect of potentially modifiable risk factors associated with myocardial infarction in 52 countries (the INTERHEART study): case-control study. The Lancet 2004; 364(9438):937–952
  5. Kris‐Etherton P.M. et al. Barriers, Opportunities, and Challenges in Addressing Disparities in Diet‐Related Cardiovascular Disease in the United States. Journal of the American Heart Association 2020; 9(7):e014433
  6. Shikany J.M. et al. Southern Dietary Pattern Is Associated With Hazard of Acute Coronary Heart Disease in the Reasons for Geographic and Racial Differences in Stroke (REGARDS) Study. Circulation 2015; 132(9):804–814
  7. Estruch R. et al. Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin Olive Oil or Nuts. New England Journal of Medicine 2018; 378(25):e34
  8. Bruns A. et al. Plant-based diets and cardiovascular risk factors: a comparison of flexitarians, vegans and omnivores in a cross-sectional study. BMC Nutrition 2024; 10(1):29
  9. Dinu M. et al. Vegetarian, vegan diets and multiple health outcomes: A systematic review with meta-analysis of observational studies. Critical Reviews in Food Science and Nutrition 2017; 57(17):3640–3649
  10. Łuszczki E. et al. Vegan diet: nutritional components, implementation, and effects on adults’ health. Frontiers in Nutrition 2023; 10:1294497
  11. Garber C.E. et al. Quantity and Quality of Exercise for Developing and Maintaining Cardiorespiratory, Musculoskeletal, and Neuromotor Fitness in Apparently Healthy Adults: Guidance for Prescribing Exercise. Medicine & Science in Sports & Exercise 2011; 43(7):1334–1359
  12. Bernd Krönig et al. Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.): Durch Rauchen und Passivrauchen verursachte Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, 2008
  13. Teo K.K. et al. Tobacco use and risk of myocardial infarction in 52 countries in the INTERHEART study: a case-control study. The Lancet 2006; 368(9536):647–658
  14. Barnoya J. et al. Cardiovascular Effects of Secondhand Smoke: Nearly as Large as Smoking. Circulation 2005; 111(20):2684–2698
  15. Hom S. et al. Platelet activation, adhesion, inflammation, and aggregation potential are altered in the presence of electronic cigarette extracts of variable nicotine concentrations. Platelets 2016; 27(7):694–702
  16. Piano M.R. Alcohol’s Effects on the Cardiovascular System. Alcohol Research: Current Reviews 2017; 38(2):219–241
  17. Levine G.N. Psychological Stress and Heart Disease: Fact or Folklore? The American Journal of Medicine 2022; 135(6):688–696
  18. Rosengren A. et al. Association of psychosocial risk factors with risk of acute myocardial infarction in 11 119 cases and 13 648 controls from 52 countries (the INTERHEART study): case-control study. The Lancet 2004; 364(9438):953–962
  19. Orth-Gomér K. et al. Marital Stress Worsens Prognosis in Women With Coronary Heart Disease: The Stockholm Female Coronary Risk Study. JAMA 2000; 284(23):3008