Tierversuche am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig werden qualvolle Tierversuche an Mäusen durchgeführt.
Ein Beispiel
Mäusen wird der Bauch aufgeschnitten und es wird ein paar Mal in ihren Blinddarm gestochen, so dass der Darminhalt in die Bauchhöhle fließen kann. Danach wird der Bauch wieder zugenäht. Mit dem Darminhalt gelangen Bakterien in die Bauchhöhle und verursachen dort eine schwere, äußerst schmerzhafte Bauchfellentzündung mit Blutvergiftung. Je nach Anzahl und Größe der Löcher sterben die Mäuse schneller oder langsamer, jedoch immer qualvoll. In einem Fachartikel empfiehlt das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) seine Vorgehensweise zur Erstellung eines »Mausmodells« für eine Bauchfellentzündung mit Blutvergiftung (1). In zwei weiteren Veröffentlichungen des HZI wird dargestellt, wie man eine bakterielle Lungenentzündung oder eine Hautinfektion mit Eitererregern bei Mäusen konstruiert (2,3). Ungeachtet der Leiden der Tiere wird beschrieben, wie man die »gewünschte Todesrate« variieren kann. Diese Beispiele belegen, dass in der Forschungsanstalt in Braunschweig-Stöckheim grausamste Tierversuche durchgeführt werden.
Irrweg Tierversuch
Tiere und Menschen unterscheiden sich hinsichtlich Körperbau, Organfunktionen und Stoffwechsel und damit in ihren Reaktionen auf Substanzen wesentlich voneinander. Ergebnisse aus Tierversuchen sind deswegen nicht auf den Menschen übertragbar. Der Beweis: Viele im Tierversuch für sicher befundene Pharmaprodukte rufen beim Menschen immer wieder schwerste, oft sogar tödliche Nebenwirkungen hervor. Jüngste Beispiele die Schlagzeilen machten: Blutfettsenker Lipobay, Rheumamittel Vioxx und das Herzmedikament Trasylol. Allein in Deutschland gehen jährlich 58.000 Todesfälle auf das Konto von Nebenwirkungen tierversuchserprobter Arzneimittel (4).
Bei den Tierversuchen am Helmholtz-Zentrum geht es nicht primär um die Entwicklung neuer Medikamente, sondern um reine Grundlagenforschung, bei der komplexe menschliche Krankheiten auf einzelne Symptome reduziert und in sogenannten »Tiermodellen« nachgeahmt werden. An den künstlich krank gemachten Tieren werden molekulare Details der Entstehung dieser unnatürlichen Schäden untersucht. Es überrascht nicht, dass diese Versuchsergebnisse sich nicht auf die klinische Situation in der Humanmedizin übertragen lassen. Das oben genannte »Modell« für die Blutvergiftung (Sepsis) beispielsweise gibt es bereits seit 30 Jahren (5). Trotz unzähliger über Jahrzehnte durchgeführter tierexperimenteller Studien sind in diesem Bereich durch Tierversuche keine nennenswerten Erfolge zu verzeichnen (6).
Kein Durchbruch in Sicht
Im Helmholtz-Zentrum werden Mäuse auch genmanipuliert. In diesem Zweig der Forschung werden bei den kleinen Nagern Gene eingeschleust oder ein- und ausgeschaltet. Klappt die Veränderung des Erbguts nicht in der gewünschten Weise, werden die Tiere, die nicht die erwarteten Eigenschaften haben, einfach als »Ausschuss« entsorgt. Übrig bleiben verkrüppelte Tiere, Fettleibige, Nackte, Blinde, Mäuse mit Gehirnschäden, mit Bluthochdruck, Rheuma oder Krebs. Zehntausende verschiedener »Genmäuse« hat die Wissenschaft bereits erschaffen. Menschliche Krankheiten sollen so simuliert werden. Doch auch genmanipulierte Tiere haben nichts mit der klinischen Situation beim Menschen gemein. Die meisten Krankheiten des Menschen beruhen eben nicht auf einem einzelnen Gendefekt, sondern auf einer Vielzahl an Einflussfaktoren wie Lebensweise, Ernährung, Verwendung von Suchtmitteln, soziale und psychische Komponenten, Einflüsse aus der Umwelt usw. Es verwundert also nicht, dass trotz jahrzehntelanger Forschung in diesem Gebiet das Ergebnis mehr als dürftig ist und wir immer noch auf das Wundermittel gegen Krebs, den Durchbruch bei Alzheimer usw. warten.
Ethisch nicht zu rechtfertigen
In Laboren wie dem Helmholtz-Zentrum werden Mäuse zu Zigtausenden als Wegwerf-Messinstrumente missbraucht. Dabei sind Mäuse empfindsame Lebewesen, die Freude und Leid, Schmerz und Angst empfinden, ähnlich wie wir Menschen.
Mäuse verfügen über ausgeprägte Sinnesleistungen. Sie haben einen exzellenten Geruchssinn und hören Töne, die für das menschliche Gehör nicht wahrnehmbar sind. Mäuse haben ein komplexes Sozialleben. Gegenseitige Fellpflege stärkt den Zusammenhalt und ist Ausdruck individueller Zuneigung. Weibchen helfen sich gegenseitig ihre Jungen aufzuziehen. Dieses Beispiel fürsorglichen, solidarischen Verhaltens macht das Zusammengehörigkeitsbedürfnis von Mäusen deutlich. Es lässt erahnen, zu welch schweren Leiden allein schon die Haltung in sterilen Laborkästen, isoliert oder mit vielen Tieren auf zu engem Raum führt.
Mäuse mit Krankheitserregern zu infizieren oder bei ihnen Entzündungen auszulösen ist mit schwersten Schmerzen und Leiden verbunden. Für die Tiere bedeutet dies oft tagelanges Siechtum mit Fieber, Apathie und Abmagerung, bis sie schließlich an Organversagen sterben. Wer nicht während des Versuchs stirbt, wird anschließend getötet. Keine Maus kommt lebend davon.
Mäuse und andere Tiere zu Messinstrumenten zu degradieren, ist ethisch nicht zu rechtfertigen. Achtung und Ehrfurcht vor dem Leben müssen das höchste Gebot wissenschaftlichen Handelns sein.
Tierquälerei mit Steuergeldern
Für 20 Millionen Euro hat das HZI ein zusätzliches »Maushaus« errichtet, da die Kapazität des bisherigen nicht mehr ausreichend war. Der größtenteils aus öffentlichen Geldern finanzierte Bau wurde 2009 fertig gestellt. Bis zu 35.000 Mäuse fristen dort in eintönigen Plastikschubladen ihr Leben, bis sie in oft qualvollen Versuchen zu Tode gebracht werden. Im Jahr 2011 fördert der Bund, also wir Steuerzahler, allein das HZI mit 42 Millionen Euro. Dagegen werden deutschlandweit tierversuchsfreie Verfahren oder solche, die das Tierleid oder die Tierzahl reduzieren, von der Bundesregierung durchschnittlich mit nur vier Millionen Euro jährlich unterstützt.
Tierversuche dienen nicht dem Wohle des Menschen
Tierversuche dienen nicht dem Wohle des Menschen, sondern finanzstarken Interessensgruppen und der Karriere Einzelner. Die Qualität der Forschung wird nämlich nicht daran gemessen, wie vielen Menschen geholfen werden konnte, sondern an der Anzahl der Artikel in renommierten Fachzeitschriften. Danach bemisst sich dann die Höhe der Forschungsgelder. Diese werden für neue Studien verwendet. Dieses absurde System erhält sich selbst, ohne dass etwas Sinnvolles dabei herauskommt.
Für eine bessere Medizin
Ein Ende der Tierversuche bedeutet nicht ein Ende der medizinischen Forschung. Im Gegenteil. Ohne Tierversuche wäre die Medizin schon viel weiter, denn Tierversuche halten, wegen ihrer falschen Ergebnisse, den medizinischen Fortschritt auf und schaden in vielen Fällen dem Menschen. Eine Vielzahl tierversuchsfreier Verfahren mit menschlichen Zellkulturen, Mikrochips oder komplexen Computermodellen liefern im Gegensatz zum Tierversuch aussagekräftige Ergebnisse. Viele Krankheiten könnten zudem durch Veränderung unserer Lebensweise verhindert werden. Tierversuche müssen abgeschafft werden, um den Weg frei zu machen für eine moderne, ethisch vertretbare Forschung.
11.05.2011
Dr. med. vet. Corina Gericke
Weitere Infos
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Quellen
(1) Medina E: Murine model of polymicrobial septic peritonitis using cecal ligation and puncture (CLP). Meth Mol Biol 2010: 602, 411-415
(2) Medina E: Murine model of pneumococcal pneumonia. Methods in Molecular Biology 2010: 602, 405-410
(3) Medina E: Murine model of cutaneous infection with Streptococcus pyogenes. Methods in Molecular Biology 2010: 602, 395-403
(4) Schnurrer JU et al.: Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Der Internist 2003, 44, 889-895
(5) Wichterman KA, Baue AE, Chaudry IH: Sepsis and septic shock - A review of laboratory models and a proposal. J Surg Res 1980: 29, 189-201
(6) Dyson A, Singer M.: Animal models of sepsis: why does preclinical efficacy fail to translate to the clinical setting? Crit Care Med. 2009: 37(1 Suppl), 30-37
Dokumente von Tierversuchen des HZI
Alle Dokumente stammen aus der Datenbank www.datenbank-tierversuche.de und basieren auf Artikeln aus Fachzeitschriften.
Kochrezept für die gewünschte Todesrate
1. Bauchfellentzündung
Tiere: Mäuse (unbekannte Anzahl)
Experiment: Mäuse werden durch Injektion in die Bauchhöhle betäubt. Der Bauch wird aufgeschnitten und es wird ein paar Mal in ihren Blinddarm gestochen, so dass der Darminhalt in die Bauchhöhle fließen kann. Danach wird der Bauch wieder zugenäht. Mit dem Darminhalt gelangen Bakterien in die Bauchhöhle und verursachen dort eine schwere, äußerst schmerzhafte Bauchfellentzündung mit Blutvergiftung. Je nach Anzahl und Größe der Löcher sterben die Mäuse schneller oder langsamer. Mäuse, die nicht durch die Entzündung sterben, werden durch Ersticken mit CO2 getötet. Die Entzündungsflüssigkeit im Bauch und die inneren Organe werden untersucht.
Hintergrund: Ungeachtet der leiden der Tiere wird wie in einem Kochrezept die Vorgehensweise bei der Erstellung eines »Mausmodells« für eine schmerzhafte Bauchfellentzündung beschrieben. Die Autorin gibt an, dass viele »Modelle« für Blutvergiftung (Sepsis) und Schock durch Bakteriengifte (endotoxämischer Schock) entwickelt wurden. Das vorgestellte »Modell« hat aber laut Autorin den Vorteil, dass man je nach „gewünschter Todesrate“ die Größe und Anzahl der gestochenen Löcher im Blinddarm variieren kann.
Quelle: Eva Medina: Murine model of polymicrobial septic peritonitis using cecal ligation and puncture (CLP). Methods in Molecular Biology 2010: 602, 411-415
Institut: Arbeitsgruppe Infektionsimmunologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Inhoffenstraße 7, 38124 Braunschweig
2. Lungenentzündung
Tiere: Mäuse (unbekannte Anzahl)
Experiment: Bei Mäusen verschiedener Stämme werden Streptokokken-Bakterien (Streptococcus pneumoniae) in die Nase gesprüht. Die Tiere erleiden eine Lungenentzündung, wobei die einzelnen Stämme unterschiedlich empfänglich sind. Die Tiere werden zu definierten Zeitpunkten durch Genickbruch getötet. Die Lungen werden zur Untersuchung herausgeschnitten.
Hintergrund: Die Arbeit beschreibt die Vorgehensweise bei der Erstellung eines »Mausmodells« für eine bakterielle Lungenentzündung.
Quelle: Eva Medina: Murine model of pneumococcal pneumonia Methods in Molecular Biology 2010: 602, 405-410
Institut: Arbeitsgruppe Infektionsimmunologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Inhoffenstraße 7, 38124 Braunschweig
3. Hautinfektion
Tiere: Mäuse (unbekannte Anzahl)
Experiment: Unter Narkose wird die Rückenhaut der Mäuse oder die Haut an einer Flanke oder am Nacken geschoren. Eiterbakterien (Streptococcus pyogenes), die beim Menschen Scharlach oder Mandelentzündung auslösen können, werden den Mäusen unter die Haut injiziert. Als Messwerte werden empfohlen: Tod oder Überleben der Mäuse, die Größe der Hautschäden sowie die Menge an Bakterien in inneren Organen. Aus der Anzahl der Mäuse die zu bestimmten Zeitpunkten nach der Infektion stirbt, lassen sich Überlebenskurven erstellen. Überlebende Mäuse werden durch Ersticken mit CO2 getötet.
Da die Bakterien je nach Linie unterschiedlich krank machend sein können, empfiehlt die Autorin vor den eigentlichen Versuchen LD50-Tests durchzuführen. Dazu werden Gruppen von je 10 Mäusen mit aufsteigenden Bakterienmengen infiziert. Es soll die Bakterienmenge ermittelt werden, bei der die Hälfte einer Gruppe Mäuse stirbt. Die Autorin gibt ferner an, dass es in manchen Ländern (ohne die Länder zu nennen) verboten sei, Tiere durch eine Infektion sterben zu lassen. Sie sollen bei Anzeichen einer schweren Infektion getötet werden. Als Symptome werden genannt: 20%iger Gewichtsverlust, Apathie, gesträubtes Fell, Verweigerung der Futter- und Wasseraufnahme.
Hintergrund: Vorgehensweise bei der Erstellung eines »Mausmodells« für eine Hautinfektion mit dem Eitererreger Streptococcus pyogenes. Die vorzeitige Tötung der Tiere bei schwersten Symptomen wird nur erwogen, wenn gesetzlich verboten.
Quelle: Eva Medina: Murine model of cutaneous infection with Streptococcus pyogenes. Methods in Molecular Biology 2010: 602, 395-403
Institut: Arbeitsgruppe Infektionsimmunologie, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Inhoffenstraße 7, 38124 Braunschweig
Alte Mäuse sterben schneller an Scharlach als junge
Tiere: mindestens 110 Mäuse
Experiment: Es werden jeweils junge (2-3 Monate) und alte (über 20 Monate) Mäuse verwendet. Die Mäuse werden mit Bakterien (Streptococcus pyogenes, Erreger des Scharlachs, Haut- und anderer Infektionen) infiziert, indem die Bakterien in die Schwanzvene oder unter die Haut an der rechten vorderen Flanke injiziert werden. Für die Injektion werden die Tiere betäubt. Es wird der LD50-Wert ermittelt, das heißt, die Menge an Bakterien, bei der 50% der Mäuse einer Gruppe sterben. Gruppen von je 10 alten und jungen Mäusen werden mit vier verschiedenen Dosierungen der Bakterien infiziert. Die Todesrate wird über einen Zeitraum von 12 Tagen registriert. Die alten Mäuse sterben schon bei geringen Bakterienmengen.
Junge Mäuse erhalten 2 Tage vor der Infektion eine Substanz, die die für die Immunabwehr wichtigen Makrophagen (Blutzellen) zerstört. Nach 5 Tagen ist die Hälfte der so behandelten Mäuse tot, während die unbehandelte Kontrollgruppe überlebt. Überlebende Mäuse werden durch CO2 getötet.
Hintergrund: Vergleich der Immunabwehr von alten und jungen Mäusen bei einer Infektion mit Scharlach-Bakterien.
Quelle: Oliver Goldmann, Sabine Lehne, Eva Medina*: Age-related susceptibility to Streptococcus pyogenes infection in mice: underlying immune dysfunction and strategy to enhance immunity. Journal of Pathology 2010: 220, 521-529
Institut: Forschungsgruppe Infektionsimmunologie, Helmholtz-Institut für Infektionsforschung, Inhoffenstr. 7, 38124 Braunschweig
Todesrate von 100 %
Tiere: Mäuse (unbekannte Anzahl)
Experiment: Die Mäuse werden mit Bakterien (Streptococcus pyogenes, Erreger des Scharlachs, Haut- und anderer Infektionen) infiziert, indem die Bakterien entweder in die Bauchhöhle oder in die Schwanzvene injiziert werden. Bei Gruppen von Mäusen werden verschiedene Testsubstanzen injiziert, die bestimmte Entzündungsbotenstoffe hemmen sollen. Je nach Gruppe sterben die Mäuse schnell oder weniger schnell. In manchen Gruppen sterben 100% innerhalb von 3 – 5 Tagen. Bei anderen Gruppen leben nach 10 Tagen noch 20 % der Tiere. Die Überlebenden werden durch CO2-Erstickung getötet. Es werden auch Experimente mit Biopsiegewebe von 3 infizierten Patienten durchgeführt sowie In-vitro-Versuche mit menschlichen Abwehrzellen.
Hintergrund: Zum Verständnis der Vorgänge bei der Krankheitsentstehung bei einer bakteriellen Infektion.
Quelle: Oliver Goldmann (1), Erika Hertzen (2), Alexander Hecht (1), Heike Schmidt (1), Sabine Lehne (1), Anna Norrby-Teglund (2), Eva Medina (1)*: Inducible cyclooxygenase released prostaglandin E2 modulates the severity of infection caused by Streptococcus pyogenes. The Journal of Immunology 2010: 185, 2372-2381
Institute: (1) Forschungsgruppe Infektionsimmunologie, Abteilung für Mikrobielle Pathogenese, Helmholtz-Institut für Infektionsforschung, Inhoffenstr. 7, 38124 Braunschweig, (2) Department of Medicine, Center for Infectious Medicine, Karolinska University Hospital, Stockholm, Schweden
Tod durch Eiterbakterien
Tiere: Mäuse (unbekannte Anzahl)
Experiment: Es werden Mäuse verschiedener Stämme mit dem Eitererreger Staphylococcus aureus infiziert, indem die Bakterien in die Schwanzvene injiziert werden. Die Tiere mancher Zuchtlinie sterben zu 100% innerhalb von 1-3 Tagen nach der Injektion. Andere Zuchtlinien sind weniger empfänglich, d.h. die Mäuse überleben die Infektion größtenteils. Diese Tiere werden durch CO2-Erstickung getötet, um die Anzahl der Bakterien in den Nieren zu bestimmen. Einige Gruppen von Mäusen erhalten 30 Minuten vor der Injektion mit den Eitererregern eine Injektion eines Blutproteinfaktors, der bei der Immunabwehr eine Rolle spielt. Das Protein stammt aus dem Blut anderer Mäuse. Ein Teil der Mäuse erhält diesen Faktor. Bei anderen wird er zuvor durch Erhitzung inaktiviert. Mäuse mit dem inaktivierten Faktor sterben schneller (2-3 Tage) als die, die das aktive Protein bekommen haben (bis zu 7 Tage).
Hintergrund: Rolle eines Faktors der Immunabwehr bei einer Infektion mit Eiterbakterien.
Quelle: Maren von Köckritz-Blickwede (1), Stephanie Konrad (2), Simon Foster (3), J. Engelbert Gessner (2), Eva Medina (1)*: Protective role of complement C5a in an experimental model of Staphylococcus aureus bacteremia. Journal of Innate Immunity 2010: 2, 87-92
Institute: (1) Forschungsgruppe Infektionsimmunologie, Helmholtz-Institut für Infektionsforschung, Inhoffenstr. 7, 38124 Braunschweig, (2) Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, (3) Department of Molecular Biology and Biotechnology, University of Sheffield, Western Bank, Sheffield, Großbritannien
Blutiger Durchfall, Apathie, Gewichtsverlust
Tiere: Mindestens 233 Mäuse
Experiment: Es werden Knockout-Mäuse sieben verschiedener Stämme sowie normale »Wildtyp«-Mäuse verwendet. Den Knockout-Mäusen fehlt durch gentechnische Manipulation ein Botenstoff, der bei Entzündungsvorgängen eine Rolle spielt. Die Tiere werden teilweise im HZI bzw. im Institut für Versuchstierkunde der Medizinischen Hochschule Hannover gehalten und gezüchtet. Der Ort der Versuche ist unklar.
Bei den Mäusen wird eine Dickdarmentzündung (Kolitis) künstlich hervorgerufen, indem die Tiere sieben Tage lang eine Substanz (Dextran Natriumsulfat) ins Trinkwasser verabreicht wird. Viele Mäuse zeigen ab Tag 5 zum Teil schwere Krankheitssymptome: blutiger Durchfall, Apathie, Gewichtsverlust um mehr als 20%. Aufgrund der Schwere der Symptome werden manche Mäuse vorzeitig getötet. Überlebende Mäuse werden nach 7, 14 oder 21 Tagen getötet.
Alle Mäuse werden SPF (specific pathogen free) aufgezogen, das bedeutet, ohne krankmachende Krankheitskeime. In einem weiteren Experiment werden Mäuse keimfrei aufgezogen, also noch steriler as SPF. Die Mäuse haben dadurch keine natürlichen Darmbakterien. Auch bei ihnen wird die Kolitis auslösende Substanz ins Trinkwasser gegeben. Die Tiere haben besonders schwere Krankheitssymptome. Am 7. Tag nach Beginn der Verabreichung wird das Experiment abgebrochen und die Mäuse werden getötet.
Hintergrund: Untersuchungen zur Rolle eines körpereigenen Entzündungsbotenstoffs und der natürlichen Darmbakterien bei einer künstlich hervorgerufenen Dickdarmentzündung bei Mäusen.
Quelle: Marina C. Pils (1)*, Andre Bleich (2), Immo Prinz (3), Nicolas Fasnacht (1), Mariela Bollati-Fogolin (4), Angela Schippers (1,5), Björn Rozell (6), Werner Müller (1): Commensal gut flora reduces susceptibility to experimentally induced colitis via t-cell-derived interleukin-10. Inflammatory Bowel Disease 2011 (Epub ahead of print), DOI: 10.1002/ibd.21587
Institute: (1) Zentrale Tierhaltung, Helmholtzzentrum für Infektionsforschung, Inhoffenstr. 7, 38124 Braunschweig, (2) Institut für Versuchstierkunde, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, (3) Institut für Immunologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, (4) Cell Biology Unit, Institut Pasteur de Montevideo, Uruguay, (5) Kinderklinik, Medizinische Fakultät, RWTH Aachen, Aachen, (6) Department of Veterinary Disease Biology, Faculty of Life Sciences, University of Copenhagen, Dänemark
Tod durch Infektion
Experiment: Die Mäuse werden von der Versuchstierzucht Harlan, Borchen, bezogen. Sie erhalten eine Injektion mit Listeria monocytogenes Bakterien. Diese Mikroorganismen können beim immungeschwächten Menschen schwere Infektionen auslösen. Den Tieren wird eine Dosis gespritzt, die 100mal höher ist als der LD50-Wert (LD50 = Dosis, bei der die Hälfte der Tiere stirbt). Nach 0, 2, 4, 6, oder 24 Stunden werden jeweils einige Tiere getötet, um ihre Milzen zu untersuchen.
Hintergrund: Untersuchungen zur Frage, wie Listeria monocytogenes Bakterien Zellen im Körper angreifen.
Quelle: Jadwiga Jablonska (1)*, Kurt E. Dittmar (2), Tanja Kleinke (1), Jan Buer (3,4), Siegfried Weiss (1): Essential role of CCL2 in clustering of splenic ERTR-9+ macrophages during infection of BALB/c mice by Listeria monocytogenes. Infection and Immunity 2007: 75(1), 462-470
Institute: (1) Molekulare Immunologie, (2) Molekulare Biotechnologie, (3) Mukosale Immunologie, Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Inhoffenstr. 7, 38124 Braunschweig
Tödliche Dosis Fieberbakterien
Experiment: Die Mäuse stammen aus der Versuchstierzucht Harlan Winkelmann GmbH, Borchen. Durch Eintropfen in die Nase werden sie viermal hintereinander geimpft. Es werden bei Gruppen von Mäusen jeweils zwei verschiedene Impfstoffe verwendet. Kontrolltiere erhalten nur die Trägersubstanz ohne Impfstoff. Am Tag 0, 6, 13 und 27 werden auf nicht beschrieben Weise Blutproben genommen. Fünf Mäuse werden getötet, um ihre Lungen zu untersuchen. Zehn Tage nach der letzten Impfung erhalten die Mäuse eine tödliche Dosis von Fieberbakterien (Staphylococcus pyogenes) in die Nase getropft. In den nächsten 15 Tagen wird die Todesrate der Tiere beobachtet. 80 Prozent der ungeimpften Tiere sind innerhalb von sieben Tagen tot. Die geimpften Mäuse sterben je nach Gruppe zu 10 bis 60 Prozent.
Hintergrund: Testung einer Impfung gegen Fiebererreger.
Quelle: Kai Schulze (1), Colleen Olive (2), Thomas Ebensen (1), Carlos A. Guzman (1): Intranasal vaccination with SfbI or M protein-derived peptides conjugated to diphteria toxoid confers protective immunity against a lethal challenge with Streptocossus pyogenes. Vaccine 2006: 24, 6088-6095
Institute: (1) Abteilung für Vakzinologie, Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, Mascheroder Weg 1, 38124 Braunschweig, (2) Cooperative Research Center for Vaccine Technology, The Queensland Institute of Medical Research, Brisbane, Australia