Sprache auswählen

To Homepage

Hannover gilt als eine der Tierversuchshochburgen Deutschlands. In den zahllosen Instituten der Medizinischen Hochschule, der Tierärztlichen Hochschule sowie der Universität und dem Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung wurden oder werden sie zu Tode gequält: Ratten, Mäuse, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Gerbils, Hunde, Katzen, Affen, Schafe, Rinder, Pferde, Schweine, Fische, Hühner, Tauben – kaum eine Tierart die in Hannover nicht der Forschung zum Opfer fällt. Als wäre dies noch nicht genug, will der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim ein neues Forschungszentrum für Nutztierimpfstoffe bauen - mitten in einem Wohngebiet. Das Vorhaben wird jährlich 2.000 Schweinen das Leben kosten.

Nicht hier, sondern nirgendwo

Vehemente Proteste der Anwohner in Hannover-Kirchrode stützen sich auf Geruchs- und Lärmbelästigung sowie mögliche Seuchengefahr. Viele wollen die infizierten Schweine nicht vor ihrer Haustür haben. Doch die Frage des Standortes spielt für die Schweine keine Rolle.

Impfstoffforschung ist unweigerlich mit qualvollen Tierversuchen verbunden. Die Tiere werden mit den entsprechenden Krankheitserregern infiziert. Einige erhalten die Testvakzine, andere nicht. Je nach Wirkung der Testsubstanz bricht bei den Tieren die Krankheit aus oder auch nicht. Die ungeimpften Kontrolltiere leiden auf jeden Fall unter den Symptomen der Krankheit. Diese kann je nach Art der Erreger mit Durchfall, Atemnot, Fieber, Abgeschlagenheit, Futterverweigerung, Kreislaufschwäche, blutig-schaumigem Nasenausfluss, usw. einhergehen. Tiere, die nicht an der Krankheit sterben, werden schließlich getötet.

Die Ställe sind für 1.000 Schweine von 25 kg ausgelegt (1). Bei diesem Gewicht sind die Tiere gerade einmal drei Monate alt. Da die Anlage nach Angaben von Boehringer meist nur zur Hälfte belegt sein wird, werden hier jedes Jahr also bis zu 2.000 junge Schweine leiden und sterben. Später sollen auch Rinder hinzu kommen.

Profit auf Kosten der Tiere

Der 38 Millionen Euro teure Bau soll eine der »weltweit führenden Anlagen« dieser Art werden (2). Die »Tiergesundheitsbranche« ist ein lukratives Geschäft. Im Jahr 2007 erzielte Boehringer in dieser Sparte einen Umsatz von 408 Millionen Euro. 45 Prozent entfielen dabei auf Impfstoffe für Nutztiere, 55 Prozent auf pharmazeutische Produkte für Haustiere. »Gesundheit« im Nutztierbereich hat jedoch nichts mit dem Wohlbefinden der Tiere zu tun, sie wird vielmehr in Liter Milchproduktion oder täglicher Gewichtszunahme gemessen. Das Ziel des Einsatzes von Arzneimitteln im landwirtschaftlichen Bereich ist, die »Leistung« der Tiere zu erhöhen und die Schäden durch die bekannten qualvollen Haltungsbedingungen zu begrenzen.

Tierimpfstoffe dienen keineswegs dem Wohl der Tiere, sondern dem Profit der Pharma-, Fleisch- und Milchindustrie. Stress, Enge und Leistungsdruck machen die Tiere der heute üblichen Nutztierhaltung anfällig für alle Arten von Krankheiten. Schweine müssen ständig den Ammoniakgeruch ihrer Ausscheidungen einatmen, was häufig zu Lungenschäden führt. Infektionskrankheiten breiten sich leicht aus. Durch Impfungen und Antibiotika versucht man diese einigermaßen in Schach zu halten. Boehringer behauptet, man könne durch Impfungen den Einsatz von Antibiotika drastisch zurückschrauben. Doch das ist wie mit der Wahl zwischen Pest oder Cholera.

Schließlich ist es das System selbst, das die Probleme hervorruft. Anstatt daran etwas zu ändern, werden noch mehr Tiere bis aufs Äußerste ausgebeutet. Zum einen sind es die »Nutz«tiere, die nach einem Leben voller Qual auf dem Schlachthof enden und zum Anderen die Versuchstiere, die als Wegwerf-Messinstrumente missbraucht werden. Letztendlich geht es immer nur um wirtschaftliche Interessen.

Impfstoffforschung der Zukunft

Schweineimpfstoffe müsse man nun mal an Schweinen ausprobieren, heißt es zur Rechtfertigung der geplanten Tierversuche. Die komplexe, körpereigene Abwehr könne nicht künstlich dargestellt werden, heißt es. Doch, man kann. Amerikanischen Wissenschaftlern ist es unlängst gelungen, ein Immunsystem im Reagenzglas nachzuahmen. Das von der Firma VaxDesign(3) aus Orlando, Florida, entwickelte System basiert auf Humanzellen und kommt nicht nur vollständig ohne die Verwendung von Tieren aus, sondern ist auch noch schneller und preisgünstiger als die herkömmlichen Tierversuche. Zudem ist es flexibel und ausbaufähig. Es ist zwar für die Entwicklung und Prüfung von Human-Impfstoffen ausgelegt, könnte aber auch für andere Tierarten aufbereitet werden.(4)

Forschung in Hannover auf höchstem Niveau? Von wegen! Innovativ und fortschrittlich ist, wenn man's ohne Tierversuche macht!

30.10.2008
Dr. med. vet. Corina Gericke

Quellen

1. https://www.boehringer-ingelheim.de/presse/aktuell/faq.jsp, abgerufen am 23.06.2008
2. https://www.boehringer-ingelheim.de/produkte/tiergesundheit/index.htm, abgerufen am 23.06.2008 
3. https://www.vaxdesign.com/advanced-immunotherapy-testing, abgerufen am 23.06.2008 
4. Persönliche Mitteilung

Flyer Hannover

Infomaterial

Faltblatt: »Tierversuche im Brennpunkt: Hannover« als PDF-Datei