REACH: Unnötigkeit von Tierversuchen für drei weitere Chemikalien belegt
26.10.2010
Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) hat unter Mitwirkung unseres Toxikologen Dr. med. Wolfgang Stengel Kommentare zu drei weiteren REACH-Chemikalien eingereicht.
Die REACH-Verordnung sieht vor, dass Zigtausende von Chemikalien in qualvollen Giftigkeitsprüfungen an Tieren getestet werden sollen. Für Substanzen, die in großen Mengen (mehr als 100 Tonnen pro Jahr) produziert werden, müssen die Tierversuche von den Herstellern bei der Chemikalienbehörde ECHA beantragt werden. REACH bietet die Möglichkeit, dass Dritte wie z. B. Tierversuchsgegnergruppen die Tierversuchsanträge fachlich kommentieren.
Bei den jetzt kommentierten Anträgen handelt es sich um vier Tierversuchsvorhaben für drei Chemikalien. Die Substanzen finden in der Gummiverarbeitung, in Verpackungsmaterial und Lacken Verwendung. Beantragt wurden zwei 90-Tage-Giftigkeitsstudien und zwei Studien zur Entwicklungstoxizität. Bei dem 90-Tage-Test werden unterschiedliche Mengen der Testsubstanz 200 Ratten über eine Schlundsonde täglich in den Magen gepumpt. Je nach Art der Chemikalie und der Dosierung kann es bei den Tieren zu Vergiftungserscheinungen mit Appetitverlust, Abmagerung, Durchfall, Krämpfen, Lähmungen führen. Überlebende Tiere werden nach 90 Tagen getötet, um die Auswirkungen auf die inneren Organe zu untersuchen. Bei dem Tierversuch zur Entwicklungstoxizität wird die Chemikalie schwangeren Rattenweibchen täglich in den Magen eingegeben. Kurz vor der Niederkunft werden die Ratten getötet, um ihre ungeborenen Babys auf mögliche Schädigungen zu untersuchen. Mehr als 2.000 Ratten werden so für eine einzelne Substanz getötet.
Der Kommentare der ECEAE belegen, dass die vorgeschlagenen Tierversuche für diese drei Chemikalien unnötig sind. Toxikologische Daten sind bereits vorhanden oder können ohne Tierversuche gewonnen werden, z. B. durch Untersuchungen and Zell- oder Gewebekulturen. Ergebnisse von Computersimulationen wurden durch ein spezialisiertes Beratungsunternehmen, mit dem die ECEAE zusammenarbeitet, eingereicht. Die ECEAE folgert, dass die geplanten Tierversuche nicht durchgeführt werden dürfen.
Bislang wurden alle 17 Tierversuchsanträge, für die eine öffentliche Kommentierung möglich war, von Dr. Stengel und unseren Partnern bei der ECEAE umfangreich und fundiert kommentiert. Allein für die aktuell in Frage stehenden drei Chemikalien könnten dank unserer Facharbeit 4.400 Ratten vor einem qualvollen Gifttod gerettet werden. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis die ECHA die Kommentare analysiert hat und entscheidet, ob die Tierversuche durchgeführt werden müssen oder nicht.