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An das

Rektorat der Heinrich-Heine-Universität
z. H. Frau Prof. Dr. Anja Steinbeck
Universitätsstr. 1
40225 Düsseldorf

 

Magnifizenz, sehr geehrte Frau Professor Steinbeck,

vor über einem Monat habe ich Ihnen eine Mail [siehe weiter unten] zur Thematik der an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführten Tierversuche und insbesondere der nicht mehr „genutzten“, aber weiter eingesperrten Hunde geschrieben. Nun halten Sie in Ihrer Einrichtung ja nicht nur für teuer Steuergeld ein Versuchstierhaus und Tierversuchslaboratorien vor, sondern leisten sich auch eine eigene „Stabsstelle Presse und Kommunikation“ mit zahlreichen Mitarbeitern (an die ich meine Mail auch gesandt hatte). Deren Leiter, ein Literaturwissenschaftler mit profunder Berufserfahrung in Werbung, PR und Design, verfügt laut seiner persönlichen „Xing“-Netzseite dementsprechend über bewundernswerte 26 verschiedene „Fähigkeiten und Kenntnisse“, die für seine Tätigkeit natürlich wichtig sind. Für die von mir erbetene Antwort waren diese Fähigkeiten jedoch offensichtlich nicht relevant, weshalb ich folgerichtig keine Antwort bekommen habe.

Offensichtlich glaubt der Leiter der Stabsstelle aber auch, über Kenntnisse der Psychologie des Hundes zu verfügen. In einem Beitrag von WDR1 vom Januar 2024 kann man von ihm folgende Aussagen lesen. Zitat"An der HHU werden seit Anfang 2018 keine wissenschaftlichen Studien mehr durchgeführt, an denen Hunde beteiligt sind. Die neun verbliebenen Hunde leben in ihrem gewohnten Rudel und unter ständig kontrollierten Haltungsbedingungen mit Freiluft-Bereichen, Auslauf und viel Zuwendung der Tierpflegerinnen und -pfleger." Und weiter: „Doch die Uni denkt gar nicht daran, die Hunde in eine andere Obhut zu geben. Achim Zolke: "Dass die Hunde in die ‚Freiheit‘ entlassen werden sollen, ist eine Forderung von Aktivisten, die ‚Freiheit‘ mit ‚Leine‘ verwechseln und ‚artgerecht‘ mit einer Wohnzimmercouch. Die Bedürfnisse von Rudeltieren, die ihr ganzes Leben mit ihren eng vertrauten Artgenossen verbracht haben, werden bei dieser Forderung außer Acht gelassen.“

Insbesondere die zweite Aussage lässt jeden Realitätsbezug vermissen. Der Hund ist kein Wolf mehr, sondern ein seit über 10.000 Jahren vom Menschen sozialisiertes und auf ihn geprägtes hochsensibles und menschenfreundliches Wesen. Ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung mit neun eigenen im Laufe der Jahre erlebten Hunden berichten, dass die Bindung des Hundes an den Menschen in aller Regel immer höherrangig ist als die an seine Artgenossen. Speziell die Beagles, die wegen ihres sanftmütigen und duldsamen Charakters bevorzugt von der Tierversuchsindustrie zu Tausenden „produziert“ und missbraucht werden leiden besonders unter dem fehlenden Familienanschluss. Die perfide Implizierung von „Leine“ als „Unfreiheit“ und „Wohnzimmercouch“ als fehlende „Artgerechtigkeit“ zeugt von tatsächlich nicht vorhandener Sachkenntnis. Das „Rudel“ des Hundes (oder auch mehrerer) ist der Mensch bzw. die Menschenfamilie, die er bedingungslos liebt, der er in aller Regel treu ergeben ist und mit der er 24 Stunden am Tag zusammen sein möchte. Nur in Situationen, in denen ihm eine Menschenfamilie vorenthalten wird, muss er sich notgedrungen mit seinesgleichen begnügen, wie in den Zwingern der Auffangstationen, Tierheime - und eben auch der Tierversuchslaboratorien. Und was sind schon „ständig kontrollierte“ Haltungsbedingungen? Das ist doch auch nur so ein inhaltslos-euphemistischer Gummibegriff, der übrigens auch gern in der industriellen Massentierhaltung zur Rechtfertigung verwendet wird. Dass die Universität die Hunde „aus Tierschutzgründen“ nicht abgeben will, wie der Artikel weiter ausführt, ist an Chuzpe nicht zu überbieten. Oder sollte es hier vielleicht doch etwa Folgezustände der durchgeführten „Experimente“ zu verbergen geben, die das Licht der Öffentlichkeit nicht sehen soll? Nur allzu gut sind uns noch die furchtbaren Bilder der Beagles (und Affen) aus dem Horrorlabor LPT bei Hamburg vor Augen.

Lassen Sie mich auch noch ein weiteres Wort zu dem in meiner ersten Mail erwähnten und persönlich in meinem vorklinischen Studium an der Universität Düsseldorf „erlebten“ Tierexperiment anfügen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie der Tierexperimentator am Schluss der sinnfreien Demonstration das Herzohr im Vorhof des Beagles eröffnete und uns Studenten mit einer Mischung aus Grusel und Pathos aufforderte, (sinngemäßes Zitat) „den Finger in das schlagende Herz zu stecken, da dies die wahrscheinlich einzige Gelegenheit in unserem Leben sein würde, ein schlagendes Herz direkt zu spüren.“ Die zugrunde liegende und bis heute fortlebende Psychopathologie einer solchen Geisteshaltung bedarf keiner weiteren Erläuterung.

Natürlich sind Tierversuche nicht nur in manchen Bereichen der Pharmaforschung, sondern auch im Rahmen von z. B. qualvollen Toxizitätstestungen noch gesetzlich vorgeschrieben. Aber wundert Sie das in einem Land, in dem die Autolobby eifrig am Gesetzentwurf der Bundesregierung zu Abgasverordnung mitschreiben durfte und in dem die Stimme von - zahlreich als Mitglieder im Agrarausschuss des Bundestages vertretenen - führenden Agrarindustrielobbyisten bei Entscheidungen über die – immer noch erbärmlichen - Haltungsbedingungen in der Massentierhaltung ein hohes Gewicht hat? Es ist an der Zeit, diese Verhältnisse grundlegend zu ändern. Die tierversuchsfreie Forschung kann und sollte hier für ihren Bereich wegweisend sein.

Denn die Gewalt, die wir unseren Mitgeschöpfen in viel zu vielen Bereichen völlig unhinterfragt täglich antun, ist eine Schande für unsere Gesellschaft. Wir maßen uns aus unserer überlieferten und jahrhundertelang eingetrichterten, aber seit langem obsoleten „Gottgleichheit“ an, Tiere ohne jegliches Mitgefühl zu benutzen, auszubeuten und zu quälen, mit der einzigen „Berechtigung“, dass wir es können und dass wir deswegen die Arroganz besitzen, zu glauben, es auch zu dürfen. Heinrich Heine, der Namensgeber unserer Alma mater, den ich seit meiner Jugend verehre, würde heute ganz sicher an unserer Seite stehen. Wir können natürlich nur auf das Einfluss nehmen, was in unserer Macht steht. Aber wir müssen endlich damit anfangen - anstatt uns immer weiter hinter Floskeln, Traditionen, nicht reflektierten Halbwahrheiten und vor allem offenen und kaschierten Lobbyinteressen zu verstecken. „Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ (Victor Hugo, 1802 - 1885). Sie als Rektorin der Heinrich –Heine-Universität Düsseldorf hätten die Macht, diesen Umdenkungsprozess führend mitzugestalten.

Auch wenn diese Mail etwas länger geworden ist: Es gilt das Bonmot des großen Friedrich Wilhelm Nietzsche: „Die Wahrheit bedarf nicht vieler Worte, die Lüge kann nie genug haben.“ Und die kurze Wahrheit lautet: Die Zeit der einäugigen Rechtfertigung der Tierversuche durch die gebetsmühlenartige Wiederholung längst widerlegter Behauptungen ist abgelaufen. Insofern bin ich auch über die ausgebliebene Antwort auf meine erste Mail nicht sonderlich traurig, denn sie hätte vorerst wahrscheinlich aus nichts anderem bestehen können.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. med. Klaus Hamper

 

 

An das

Rektorat der Heinrich-Heine-Universität
z. H. Frau Prof. Dr. Anja Steinbeck
Universitätsstr. 1
40225 Düsseldorf

 

Magnifizenz, sehr geehrte Frau Professor Steinbeck,

als Absolvent (1982) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (die damals noch nicht den Namen des großen Rheinländers aus der Bolkerstrasse trug) und als gebürtiger Düsseldorfer bin ich besonders erschüttert, dass an meiner alten Alma Mater immer noch an Tieren „geforscht“ und „gelehrt“ wird. Ich halte das weder für ethisch vertretbar noch für zukunftsorientiert.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie damals (das muss 1977 gewesen sein) im Physiologie-Kurs durch Professor Arnold vom Lehrstuhl für Experimentelle Chirurgie einer kleinen Gruppe von Studenten ein in Betäubung liegender Beagle (und immer sind es die besonders sanftmütigen Beagles!) mit eröffnetem Thorax präsentiert wurde, der uns Studenten völlig sinnbefreit zur Demonstration der Funktion des Herz-Kreislauf-Systems und seiner Beeinflussbarkeit durch chemische Substanzen und Stimuli als reines Neugierobjekt dienen sollte und der danach getötet wurde. Dieses Ereignis hat mich und auch andere Studenten tief verstört und geprägt. Mahatma Gandhi hat gesagt: „Die Vivisektion ist nach meiner Auffassung das schwärzeste von allen schwarzen Verbrechen, deren sich der Mensch heute gegenüber seiner Schöpfung schuldig macht.“ Ich bin folgerichtig seit Jahren Mitglied des Vereins „Ärzte gegen Tierversuche“.

Sie lassen mitteilen, dass die Versuche mit Hunden in Ihrer Einrichtung beendet sind. Aber Sie verschweigen, dass dieselben Versuche nun an anderen Tieren durchgeführt werden. Das ist bigott und völlig inakzeptabel.

Ebenso ist es nicht gerechtfertigt, dass die Hunde, die so lange für sinnfreie Tierversuche zur Verfügung stehen mussten, nicht schon längst in gute Hände vermittelt worden sind. Es ist liegt in Ihrer Verantwortung, sie, die ja angeblich die „besten Freunde“ des Menschen sind, in ein privates Zuhause zu vermitteln und Ihnen wenigstens für den Rest Ihrer Zeit ein Leben ohne Leid und mit Wärme und Geborgenheit zu gewähren. Ich habe in Laufe meines Lebens viele Hunde als Familienmitglieder gehabt und weiß, dass sie tatsächlich „unsere besten Freunde“ sein WOLLEN und dass sie – vielleicht mehr noch als viele Menschen – ein hochintensives Gefühlsleben haben. Öffnen Sie bitte Ihr Herz und handeln Sie endlich, indem Sie folgendes veranlassen:

  1. Beenden Sie den Betrieb des Tierversuchslabors
  2. Wenden Sie sich ausschließlich der modernen, tierversuchsfreien und humanbasierten Lehre und Forschung zu
  3. Richten Sie Lehrstühle für rein tierversuchsfreie Forschung ein und
  4. Vermitteln Sie die verbleibenden Hunde endlich in geeignete private Hände.

Immer mehr Forscher wenden sich vom tierexperimentellen Ansatz ab, weil die Praxis klar zeigt, dass Tierversuche nicht humanrelevant sind. „Wer heute noch Tierversuche durchführt, kennt die Tatsachen nicht oder verdient daran“, lautet ein sinngemäßes Zitat, dessen Autor mir entfallen ist. Die Erfolge der tierversuchsfreien Forschung sind messbar und ihre Erkenntnisse sind humanrelevant und von hohem Nutzen. Auch die Heinrich-Heine-Universität hat nach meiner Kenntnis im Bereich der tierversuchsfreien Forschung bereits sehr gute Projekte auf den Weg gebracht und Erfolge erzielt.

Folgen Sie dem revolutionären Geist des Namensgebers unserer Alma Mater, gehören Sie zu den Ersten, die die Zeichen der Zeit erkannt haben, demonstrieren Sie das auch nach außen und forschen und lehren Sie in Zukunft ausschließlich tierversuchsfrei. Ich bitte Sie darum!

Für eine Antwort wäre ich dankbar.

Mit herzlichen Grüßen

Prof. Dr. med. Klaus Hamper

  

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