Raucher leben gefährlich
Tabakrauch ist die Hauptursache für mehr als 40 schwerwiegende, zum Teil tödlich verlaufende Krankheiten. Mindestens 140.000 Menschen sterben allein in Deutschland jährlich an den Folgen ihres Lasters. Dazu kommen 400 Nichtraucher, die an Lungenkrebs sterben und auf das Konto der Raucher gehen.
Der folgende Beitrag wurde mit freundlicher Genehmigung von der Deutschen Gesellschaft für Nikotinforschung e.V. zur Verfügung gestellt. Er führt die Bandbreite der schädlichen Wirkung des blauen Dunstes drastisch vor Augen.
Leider wird dem Zigarettenrauchen in der deutschen Bevölkerung und auch von den Politikern der Bundesrepublik Deutschland nicht mit der nötigen Ernsthaftigkeit begegnet. Wenn wir täglich 383 Verkehrstote in Deutschland zu beklagen hätten, würden das Verkehrsministerium und möglicherweise sogar der deutsche Bundestag permanent Krisensitzungen anberaumen, die Presse würde sich mit Berichten in den unterschiedlichsten Richtungen überschlagen, um einen Weg aus dieser Situation zu finden. Nicht so bei den aus Statistiken errechneten 383 Toten täglich, die auf das Zigarettenrauchen zurückzuführen sind. Darüber wird „schlicht und einfach“ hinweggegangen, weil wir in der Bevölkerung eben 35-40% Raucher haben, die dem Staat jährlich 13-14 Milliarden Euro Steuereinnahmen aus der Tabaksteuer einbringen. Dafür muss aber die Solidargemeinschaft 17-18 Milliarden Euro für die Behandlung der Raucher aufbringen für Erkrankungen, die durch das Rauchen verursacht werden (Karzinome, Herzkreislauf-Erkrankungen).
Der Gesamtschaden des Staates liegt zwischen 75 und 85 Milliarden Euro. Wäre hier nicht eine Möglichkeit, unser „finanziell“ angeschlagenes Gesundheitswesen zu „stabilisieren“, indem das Verursacherprinzip zum Tragen gebracht wird? Das wird nicht eintreten, weil zahlreiche Politiker nicht die Majorität der Wähler (Nichtraucher) vertreten, sondern auf die „Minderheiten“ (Raucher) angewiesen sind, die sie auch künftig wählen sollen.
Gesundheitsschäden durch Rauchen
Nach den Angaben der WHO stirbt weltweit alle 10 Sekunden ein Mensch an den Folgen des Tabakgenusses. In Deutschland sterben inzwischen täglich 383 Menschen, 140.000 jährlich, an den Folgen des Rauchens. Dem entgegen sterben nur 21 Menschen an den Folgen eines Verkehrsunfalls! Personen, die mit dem 13. bis zum 19. Lebensjahr zu rauchen beginnen (90% der Raucher) und das über zwei Jahrzehnte fortsetzen, sterben im Mittel 7-12 Jahre eher als konsequente Nichtraucher.
Etwa 50 Bestandteile des Tabakrauchs (Inhalat) können Krebs erzeugen (kanzerogene Stoffe). Männliche Raucher entwickeln 17-20mal häufiger ein Bronchialkarzinom als Nichtraucher. Jährlich werden etwa 30.000 Neuerkrankungen an Bronchialkarzinomen gemeldet. Mit der Anzahl der Raucherjahre steigt auch die „Chance“ für die Ausbildung anderer Krebsarten (Nase [2faches Risiko], Zunge, Mund, Speicheldrüsen und Rachen [6fach für Frauen, 27fach für Männer], Kehlkopf [12fach], Speiseröhre [8-10fach], Nieren [5fach], Penis [2-3fach], Bauchspeicheldrüse [2-5fach] und After [8-9fach]). Der Zusammenhang zwischen Rauchen und der Ausbildung von Brustkrebs wird derzeitig widersprüchlich beurteilt.
- Jährlich erkranken in Deutschland 80.000 bis 90.000 Raucher an Herzkreislauf-Erkrankungen. Rauchen beschleunigt den Herzschlag, aktiviert das Blutgerinnungssystem (erhöhte Thrombosegefahr), erhöht den Blutdruck und das Risiko für die Ausbildung einer Hypertonie und Arterienverkalkung (einschließlich der Ausbildung einer koronaren Herzkrankheit und einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit {„Raucherbeine“}). Die „Raucherbeine“ machen oft in Verbindung mit einem Diabetes mellitus die Amputation von Gliedmaßen erforderlich.
- Kohlenmonoxid, das gefährlichste Gas im Zigarettenrauch, verbindet sich mit dem im Blut Sauerstoff (O2) transportierenden Hämoglobin (CO-Hämoglobin) und vermindert die Transportkapazität für O2 im Blut starker Raucher um 10-20%. In der Folge treten vermehrt die koronare Herzkrankheit (bis zum Herzinfarkt), Bluthochdruck (bis zum Schlaganfall) sowie Durchblutungsstörungen an den Beinen („Raucherbeine“) sowie eine verminderte Knochendichte (Osteoporose) auf.
- Jahrelanges Rauchen bewirkt ein Lungenemphysem (Blähung und Platzen der Lungenbläschen), einhergehend mit einer verminderten Sauerstoff-Aufnahme, Kohlendioxyd-Abgabe und einer chronischen Bronchitis („Raucherhusten“: schmerzhafter Husten, eiterhaltiger Schleim, erschwertes Atmen).
- Rauchen mindert die Widerstandsfähigkeit gegen Bakterien (Heliobacter pylori), die Magengeschwüre verursachen. Es mindert auch die Fähigkeit des Magens, Säure nach einer Mahlzeit zu neutralisieren, so dass die daraus resultierende Hyperazidität (verbleibende Säure) die Schleimhaut des Magens schädigt. Magengeschwüre treten bei Rauchern häufiger und in stärkerem Maße auf (erhöhte Rezidivgefahr).
- Rauchen erhöht das Risiko für das Entstehen von Karzinomen am Gebärmutterhals und in der Gebärmutter. Darüber hinaus löst es Fruchtbarkeitsprobleme für Frauen und Komplikationen während Schwangerschaft (Missbildungen) und nach der Geburt des Kindes aus. Rauchen beschleunigt den Eintritt der Menopause.
- Raucher haben ein 50% höheres Risiko, „Hautkrebs“ zu bekommen als Nichtraucher. Rauchen verdoppelt das Risiko, an einem Melanom zu sterben (geschwächtes Immunsystem). Rauchen schädigt die Haut durch Reduzierung von Eiweißstoffen, welche die Haut elastisch halten (Gerüstproteine) sowie durch eine verminderte Durchblutung. Die Haut des Rauchers ist trocken, ledern und mit Falten besonders um die Lippen und Augen gezeichnet. Raucher erscheinen im Gesicht um etwa 20 Jahre älter als Nichtraucher. Der Teer vom Zigarettenrauch sammelt sich an den Fingern und Fingernägeln und färbt sie gelblich-braun.
- Rauchen kann Samenzellen und ihre Erbträger schädigen (Fehlgeburten, Fehlbildungen). Rauchen vermindert die Zahl der Samenzellen und die Durchblutung des Penis (Impotenz). Männliche Raucher (>20 Zigaretten täglich) haben ein zusätzliches 42%iges Risiko, ein Kind, welches an Krebs erkrankt, zu zeugen.
- Bei Rauchern kommt es schneller als bei Nichtrauchern zum Verlust an Knochendichte (Osteoporose) mit einem erhöhten Frakturrisiko und einer auf das Doppelte verzögerten Heilungstendenz. Rückenschmerzen treten bei Rauchern (>20 Zigaretten täglich) häufiger auf, nach einem Unfall 5mal häufiger als bei Nichtrauchern.
- Raucher erkranken 2-3mal häufiger an Schuppenflechte (Psoriasis) als Nichtraucher. Es handelt sich dabei um eine nicht übertragbare und nicht entzündliche Hauterkrankung, einhergehend mit Jucken, Kratzen und „Flecken“ am ganzen Körper. Die Psoriasis könnte über geschädigte (Giftstoffe aus dem Inhalat) weiße Blutkörperchen (Leukozyten) ausgelöst werden.
- Rauchen schwächt das Immunsystem: Der Organismus wird anfälliger gegen verschiedene Krankheiten wie »Schmetterlingsflechte« (Lupus erythematodes). Häufiger als bei Nichtrauchern treten Haarausfall, Geschwürbildung in der Mundhöhle, Hautausschläge im Gesicht, der Kopfhaut und an den Händen auf.
- Durch arteriosklerotische Prozesse kommt es auch zu Veränderungen an den Gefäßen des Innenohrs, so dass das Gehör von Rauchern (bis zu 16 Jahren) eher abnimmt als das von Nichtrauchern.
- Rauchen stört die Mundflora durch einen übermäßigen Belag und führt zur Verfärbung der Zähne. Raucher sind eineinhalbmal gefährdeter, ihre Zähne zu verlieren, als Nichtraucher (erhöhte Kariesrate).
- Bei Genuss von >20 Zigaretten täglich wird das Risiko der Ausbildung eines grauen Stars gegenüber Nichtrauchern verdoppelt durch die Augenreizung des Qualms und durch die Inhalation der toxischen Stoffe, die über die Lungen und das Blut in die Augen transportiert werden.
- Die Gesundheitsschäden des Rauchens werden fast ausschließlich durch das Inhalieren des Rauchs und nur geringfügig durch Nikotin (Sucht) ausgelöst.
Die Zigarette ist das Genussmittel mit den stärksten Gesundheitsschäden, die je bei einem für den Menschen bestimmten Produkt gesehen wurden!
01.09.2004
Gastbeitrag von Professor Dr. med. Knut-Olaf Haustein
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Nikotinforschung e.V.
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