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Anlässlich des Welttierschutztages kritisiert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche die Untätigkeit der Politik, bei der praktischen Umsetzung und Einhaltung von Verbesserungen im Sinne des Tierschutzes. Im Vergleich zu anderen Ländern hat Deutschland Nachholbedarf, wenn es nicht als rückständig hinterherhinken will.

In Schweden und Finnland beispielsweise herrscht nach Aussage des Vereins Ärzte gegen Tierversuche deutlich mehr Transparenz, was die Genehmigung von Tierversuchsanträgen betrifft. Dort erhält jeder Bürger Einblick in die Anträge. »Bei uns in Deutschland sind die Vorhaben der Experimentatoren streng geheim, paradoxerweise werden dem Steuerzahler aber die Kosten für die abwegigsten Tierversuche aufgebrummt«, bemängelt Diplom-Biologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung. 

Kritikwürdig ist laut dem Verein auch die Tatsache, dass die Politik hierzulande sich dem Einfluss der vom Tierversuch profitierenden Kreise unterwirft und sich gegen ein Verbot von Versuchen selbst an Menschenaffen sträubt. Auch der Mensch zählt evolutionsbiologisch zu den Menschenaffen. Es ist aus Sicht der Ärztevereinigung erschreckend, dass Versuche an den nächsten Verwandten des Menschen ohne Skrupel von manchen Kreisen befürwortet werden. Sollte ein Verbot, das ohnehin nur als Minimalforderung gelten kann, im Rahmen der derzeit laufenden Neugestaltung der Tierversuchsrichtlinie 86/609/EWG beschlossen werden, müsste sich Deutschland fügen. Andere Länder wie Neuseeland, Großbritannien, die Niederlande, Österreich und Schweden haben bereits seit Jahren Versuche an Menschenaffen verboten.

»Die chronische Untätigkeit unserer Politiker, denen das Leid der Tiere und der Wunsch der Bürger nach effektivem Tier- und Menschenschutz egal zu sein scheint, ist nicht hinnehmbar«, moniert Bitz. Nach Auffassung der Ärztevereinigung spricht die Bevölkerung eine deutliche Sprache hinsichtlich ihrer Erwartung von der Politik. In einer im Frühjahr 2009 vom Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführten Umfrage forderten 79 % ein gesetzliches Verbot aller Tierversuche ohne konkreten medizinischen Bezug. 84 % der Befragten sind für die Abschaffung aller Experimente, die mit schwerem Leid für die Tiere einhergehen, unabhängig von der Tierart. 80 % treten für eine Veröffentlichung von Informationen über die durchgeführten Tierversuche ein.

Die aktuelle Novellierung der EU-Tierversuchsrichtlinie bietet die Chance für die Politik, Absichtserklärungen zum Tierschutz in die Tat umzusetzen und als Volksvertreter dem Wunsch der Wähler und Bürger zu entsprechen, anstatt sich von einflussreichen Tiernutzerlobbyisten leiten zu lassen, fordert der Ärzteverband.

Der Welttierschutztag geht auf den Heiligen Franziskus von Assisi zurück, der das Tier als lebendiges Geschöpf Gottes und als Bruder des Menschen ansah. Auch den kleinsten Wurm betrachtete er als gottgewollt und schützenswert. Zwei Jahre nach seinem Tod am 3. Oktober 1226 wurde er am 4. Oktober 1228 heilig gesprochen. An diesem Tag weisen jedes Jahr weltweit Tierschützer auf die Leiden der Tiere hin.