Unterschriftenübergabe gegen neues Tierversuchslabor in Berlin
- Pressemitteilung
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Am 26. März 2014 überreichte der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche vor dem Roten Rathaus in Berlin gemeinsam mit den Tierversuchsgegnern Berlin und Brandenburg 54.697 Unterschriften gegen einen Laborneubau am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC). Unterstützt wurden die Tierversuchsgegner von der Berliner Abgeordneten Claudia Hämmerling, die sich für eine ethische und moderne tierversuchsfreie Forschungspolitik stark macht.
In ihrer Ansprache verwiesen die Tierversuchsgegner auf den Koalitionsvertrag des Landes Berlin, der den Ausbau einer tierversuchsfreien Forschung vorsieht. Anstatt jedoch endlich die Kehrtwende einzuleiten, setzt das Land Berlin weiterhin auf grausame Tierversuche und baut mit dem zum MDC gehörenden In-vivo-Pathophysiologie-Labor (IPL) in Berlin-Buch diesen Forschungszweig weiter aus. In den nächsten Jahren sollen dort jedes Jahr über 100.000 Tiere, vor allem Mäuse und Ratten, in Experimenten zu Tode kommen.
Nach Recherchen der Ärztevereinigung ist das MDC schon jetzt Deutschlands größtes Tierversuchslabor. Es hat Kapazitäten für über 52.000 Mäuse und 2.000 Ratten. Mit dem 24 Millionen Euro teuren, aus öffentlichen Geldern finanzierten IPL entsteht in Berlin-Buch ein weiteres riesiges neues Tierversuchslabor.
Am MDC wird beispielsweise der Mechanismus des Juckreizes bei Mäusen und Nacktmullen untersucht. Den Tieren wird Histamin in die Haut zwischen den Schulterblättern gespritzt und beobachtet, wie oft sich die Tiere dort kratzen. Das Ergebnis der Studie ist, dass sich Mäuse nach Histamininjektion oft kratzen, Nacktmulle nicht.
„Wir Menschen sind die am höchsten entwickelte Spezies auf unserem Planeten. Daher tragen wir die Verantwortung für die Natur und alle Lebewesen. Wenn wir unsere Ressourcen einseitig für die Tierversuchsforschung einsetzen, ist das unethisch und führt in die Sackgasse, da Ergebnisse von Tierversuchen oft nicht auf den menschlichen Organismus übertragbar sind. Es gilt, die tierversuchsfreie Forschung zu fördern, um den Teufelskreis der Tierversuche zu durchbrechen“, erklärt die Berliner Abgeordnete Claudia Hämmerling.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, lehnte es bereits im Vorfeld ab, sich seiner Verantwortung zu stellen und persönlich die Unterschriften der Bürger entgegenzunehmen, die von ihm eine klare Politik hin zu moderner, tierversuchsfreier Forschung fordern. Die Unterschriften werden von einer Vertreterin der Senatskanzlei des Bürgermeisters von Berlin entgegengenommen. Der Ärzteverein und die Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg kritisieren die Ignoranz gegenüber den Interessen von über 54.000 Menschen. „Öffentliche Gelder dürfen nicht länger in eine ethisch inakzeptable und medizinisch unsinnige Forschung fließen. Eine tierversuchsfreie Forschung mit menschlichen Zellkulturen, Mikrochips und Bevölkerungsstudien muss ausgebaut werden, so wie es auch im Koalitionsvertrag des Landes Berlin vereinbart wurde, fordert Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche abschließend.