Niederlande: 124,5 Millionen Euro für tierversuchsfreies Forschungszentrum
- News
- Dr. Johanna Walter
Investition zum Wohl von Patienten und Tieren
Der Niederländische Nationale Wachstumsfonds hat Mittel in Höhe von 124,5 Millionen Euro für ein neues Zentrum für tierversuchsfreie biomedizinische Forschung bewilligt (1). Unser kleines Nachbarland liegt damit mal wieder vorn, was die Förderung innovativer, humanbasierter Forschung ohne Tiere angeht.
In einer Meldung der Universität Utrecht heißt es, dass die Ergebnisse von Tierversuchen sich „wenn überhaupt, nur sehr eingeschränkt“ auf Menschen übertragen lassen und so wird in den meisten biomedizinischen Entwicklungsprozessen erst während der Studien am Menschen klar, dass die durchgeführten Tierversuche keine therapeutischen Effekte oder Nebenwirkungen beim Menschen vorhersagen konnten. So scheitern 90 % der Entwicklungen innerhalb der klinischen Studien am Menschen (2). Allein in den Niederlanden sterben 450.000 sogenannte Versuchstiere pro Jahr, und durch den ineffizienten auf Tierversuchen basierten Entwicklungsprozess werden die Kosten für Medikamente unnötig in die Höhe getrieben.
Hier bieten humanbasierte Modelle eine wesentlich bessere Erfolgsaussicht als Tierversuche. Ziel des neuen Zentrums für tierversuchsfreie biomedizinische Translation (Centrum voor Proefdiervrije Biomedische Translatie, CPBT) ist die Entwicklung sichererer und wirksamerer Behandlungen – ganz ohne Tierversuche. Auch sollen die Akzeptanz und Nutzung tierversuchsfreier biomedizinischer Innovationen durch Schulungen und Beratung verbessert werden. Dazu wird neben akademischen Partnern auch die pharmazeutische Industrie einbezogen. Anfangs wird sich das Zentrum auf Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), zystische Fibrose (Mukoviszidose), Osteoarthritis/rheumatoide Arthritis und Asthma/chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) konzentrieren.
Das CPBT ist eine Initiative der Universität Utrecht, des Universitätsklinikums Utrecht, der HU University of Applied Sciences Utrecht und des Nationalen Instituts für öffentliche Gesundheit und Umwelt (RIVM). Die Initiative hat eine große Anzahl öffentlicher und privater Partner. Das CPBT soll den Übergang zu tierversuchsfreien Tests beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit der Niederlande stärken. Somit wird die Forschung am CPBT neben einer Reduktion von Tierversuchen auch wesentliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile mit sich bringen.
Professor Wouter Dhert von der Universität Utrecht und dem Universitätsklinikum (UMC) Utrecht, einer der Initiatoren des CPBT, kommentiert: „Es ist großartig, dass die Regierung nun beschlossen hat, wirklich in diesen wichtigen Übergang zu investieren.“ (1)
So zeigt die Förderung des CPBT, dass die Niederlande auch weiterhin ein Pionier des Ausstiegs aus dem Tierversuch sind und den Vorsprung gegenüber Deutschland weiter ausbauen können. Denn während in den Niederlanden ein dreistelliger Millionenbetrag in ein einzelnes Zentrum investiert wird, welches sich explizit tierversuchsfreien Methoden widmet, hält Deutschland mit der Förderung der 3R (Replace, Reduce, Refine)-Forschung – das bedeutet nicht nur wirklich tierversuchsfreie Verfahren – in geschätzt zweistelliger Millionenhöhe weiter am Prinzip Tierversuch fest (3).