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Tierversuche schützen nicht vor tödlichen Nebenwirkungen

Aufgrund von schwerwiegenden Nebenwirkungen muss Pharmariese Bayer sein Herzpräparat Trasylol weltweit vom Markt nehmen. Die Ärzte gegen Tierversuche warnen, dass Patienten nicht vor gravierenden Gesundheitsrisiken durch Medikamente geschützt seien, solange man sich in der Forschung auf Tierversuche verließe.

Trasylol, das gegen Blutverlust bei Bypassoperationen eingesetzt wird, war schon seit Anfang 2006 in der Kritik. Eine kanadische Studie mit über 4.300 Bypass-Patienten hatte eine erhöhte Sterberate und ein doppelt so hohes Risiko für Nierenversagen im Vergleich zur Nichtbehandlung ergeben. Eine Hochrechnung der Ergebnisse der Studie ergab, dass mehr als 11.000 Dialysen pro Jahr hätten verhindert werden können. Trasylol wurde daraufhin mit zusätzlichen Warnhinweisen versehen und das Anwendungsgebiet wurde eingeschränkt.

Die Ergebnisse einer von Bayer selbst in Auftrag gegebenen Studie mit 67.000 Patienten hatte der Konzern zunächst verheimlicht. Die Anwendung von Trasylol hatte zu schweren Nierenschäden, Herzversagen und Schlaganfällen mit Todesfolge geführt.

Eine neue Auswertung der kanadischen Studie mit 3.300 der ursprünglich 4.300 Patienten ergab erneut eine erhöhte Sterblichkeit um mehr als ein Drittel. Jetzt zogen das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und die amerikanische Zulassungsbehörde FDA die Notbremse. Bayer darf das Präparat weltweit vorläufig nicht mehr verkaufen.

Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche warnt seit Jahren davor, sich bei der Entwicklung und Zulassung von Medikamenten auf Tierversuche zu verlassen. Trasylol ist nur der jüngste Fall in einer langen Reihe von Medikamenten, die wegen schwerer, oft tödlicher Nebenwirkungen vom Markt genommen werden mussten. "Was für eine Maus schädlich ist, kann für eine Ratte harmlos sein und umgekehrt", erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Fachreferentin der Ärztevereinigung. "Aus solchen Versuchen gar auf den menschlichen Patienten zu schließen, gleicht einem russischen Roulette". Gentech-Medikament TGN1412, Schmerzmittel Vioxx, Cholesterinsenker Lipobay und jetzt Trasylol – sie alle waren zuvor in umfangreichen Tierversuchs-Studien getestet und für sicher befunden worden. Bei der Anwendung beim Menschen traten dann unvorhergesehene, oftmals sogar tödliche Nebenwirkungen zutage.

Quellen 

Mandango, D.T. et al: New England Journal of Medicine 2006, 345: 353-365

BfArM: Pressemitteilung 29/07 vom 5. November 2007