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So werden Tiere in Köln gequält

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisiert in einer Neuauflage des Städteflugblatts „Köln“ Tierversuche in Kölner Laboren als ethisch nicht zu rechtfertigen und wissenschaftlich unsinnig.

Seit langem ist aus Bevölkerungsstudien bekannt, dass chronischer Hunger die Lebenserwartung beim Menschen verlängert. Trotzdem müssen mehrere Hundert Mäuse am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns fast ihr ganzes Leben lang extrem hungern – sie bekommen nur 40-60 % der normalen Ration und wiegen dadurch nur halb so viel wie Mäuse, die ausreichend Futter bekommen. Erst nach zwei Jahren – also gegen Ende ihres Lebens – dürfen sie so viel essen, wie sie möchten. „Abgesehen von dem langanhaltenden Leid der Tiere, haben solche Versuche keinerlei praktischen Wert. Welcher Mensch würde schon freiwillig sein Leben lang stark hungern, nur um ein wenig länger zu leben?“, meint Dr. med. vet. Gaby Neumann, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche.

Doch Tierversuche sind nicht nur aus ethischen Gründen, sondern vor allem auch aus wissenschaftlicher Sicht abzulehnen. Denn das tierexperimentelle System beruht auf dem falschen Ansatz, menschliche Krankheiten in sogenannten Tiermodellen nachahmen zu wollen. So wird in Köln Ratten über ein Loch im Schädel ein Nervengift ins Gehirn gespritzt, sodass sie Symptome entwickeln, die an Parkinson erinnern. Oder bei gesunden Mäusen wird künstlich ein Schlaganfall ausgelöst, indem ihnen ein Laserstrahl auf das Gehirn gerichtet wird, der in Verbindung mit einem vorher gespritzten Farbstoff ein Blutgerinnsel bildet. Diese künstlich krank gemachten Tiere haben mit Humanpatienten und deren komplexen Situation nichts zu tun. Wichtige Aspekte der Krankheitsentstehung wie Ernährung, Lebensgewohnheiten, schädliche Umwelteinflüsse sowie psychische und soziale Faktoren werden bei dieser Art der Forschung völlig außer Acht gelassen.

In einem weiteren Beispiel wird der türkise Prachtgrundkärpfling als „ideales Modell“ für menschliche Altersforschung angepriesen. Dieser Fisch lebt in Tümpeln, die nur 3-4 Monate mit Wasser gefüllt sind. Deshalb muss Schlupf, Wachstum und Fortpflanzung in diesem Zeitraum erfolgen. „Wie man mit einem Organismus, der sich in Millionen von Jahren Evolution an eine sehr spezielle Lebenssituation angepasst hat, einen so komplexen Prozess wie dem Altern beim Menschen erforschen will, ist mir schleierhaft“, so Neumann.

In einer 26-teiligen Serie informiert der Verein Ärzte gegen Tierversuche über Tierversuche in einer bestimmten Stadt. Der Verein will damit die lokale Bevölkerung sensibilisieren, seine Forderung nach einer innovativen tierversuchsfreien Forschung mit aus menschlichen Zellen gezüchteten Mini-Organen und Multi-Organ-Chips zu unterstützen.