Kein Ende der Affenversuche in Bochum
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Ärzteverein sieht Verstoß gegen Tierschutzgesetz
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die an der Ruhr-Uni Bochum (RUB) aktuell erneut genehmigten Hirnversuche an Affen als Verstoß gegen das Staatsziel Tierschutz und fordert von der zuständigen Genehmigungsbehörde eine sofortige Revision dieser Entscheidung.
Die Bochumer Hirnversuche an Affen sollten zunächst wegen der Pensionierung des Experimentators Klaus-Peter Hoffmann im Jahr 2009 auslaufen. Durch weitere Verlängerungen wird die vom Ärzteverein als nutzlose Affenqual bezeichnete Neugierforschung nun noch bis mindestens 2012 weiter betrieben.
Seit Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz im Jahr 2002 muss im Rahmen des Genehmigungsverfahrens bei der ethischen Abwägung von Tierversuchen die Freiheit der Forschung dem Tierschutz gegenüber gestellt werden. Behörden in Berlin, München und Bremen haben vor diesem Hintergrund die Weiterführung von den Bochumer Versuchen an Affen vergleichbaren Experimenten nicht mehr genehmigt. Sie sahen das Leid der Tiere als zu hoch und damit die Versuche als ethisch nicht zu rechtfertigen an, zudem fehlte der für die Erteilung einer Genehmigung erforderliche medizinische Nutzen.
»Den Verantwortlichen des für die Genehmigung der Tierversuche in Bochum zuständigen Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, ist offenbar entgangen, dass die Freiheit der Forschung nicht grenzenlos ist und Hirnversuche an Affen nutzlos sind. Seit über 15 Jahren werden in Deutschland Hirnversuche an Affen durchgeführt, ohne dass sich daraus wesentliche Erkenntnisse für die Behandlung neurologischer Erkrankungen des Menschen wie Epilepsie oder Alzheimer ergeben haben«, erläutert Dipl.-Biol. Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung.
Schon die Unterschiede zwischen Affe und Mensch würden verdeutlichen, dass Hirnexperimente an Tieren gar keine klinische Relevanz für den Menschen haben können. So hat das Affenhirn keine Bereiche für Sprache, Lesen oder Musik und identische Bereiche in der Sehrinde haben bei Affe und Mensch unterschiedliche Funktionen.
»Anstatt solch qualvolle Hirnversuche an Tieren gebetsmühlenartig mit der Aussicht auf Heilung menschlicher Krankheiten zu rechtfertigen und Menschen damit in Hoffnung zu wiegen, die nie erfüllt werden kann, sollten Behörden und Forscher endlich den Weg für die zukunftsweisende tierversuchsfreie Forschung ebnen«, meint Bitz. Moderne Forschungsprojekte würden zeigen, dass Erkenntnisse über das menschliche Gehirn und seine Krankheiten sehr viel besser ohne Tierversuche erlangt werden können. An der britischen Universität Durham beispielsweise werden mittels transkranieller Magnetstimulation Zusammenhänge und Verschaltungen im menschlichen Gehirn schmerzfrei direkt am Menschen untersucht.
Neben Affen müssen nach Auskunft der Ärztevereinigung an der Bochumer Universität auch Katzen, Frettchen und Tauben für Hirnexperimente leiden und sterben. Die Ärzte gegen Tierversuche fordern seit langem den Stopp der Bochumer Hirnforschung an Tieren. Vor rund einem Jahr zeigte der AStA Bochum im Rahmen einer Aktionswoche die Leihausstellung der Ärzte gegen Tierversuche, die die Notwendigkeit der Abschaffung aller Tierversuche aufzeigt, um damit nicht nur dem Tierschutzgesetz gerecht zu werden, sondern auch um zu für den Menschen relevanten Erkenntnissen zu gelangen.