Infostand in Tübingen
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Landesregierung soll Hirnversuche an Affen stoppen
Das Tübinger Bündnis gegen Tierausbeutung und der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche laden am Samstag, dem 05. März 2011 ab 14 Uhr auf dem Holzmarkt in Tübingen zu einem Infostand zum Thema Hirnforschung an Affen in Baden-Württemberg ein. Damit soll die Landesregierung vor der Landtagswahl an die Notwendigkeit des Verbots solcher Tierversuche erinnert werden. Zudem erhalten interessierte Wähler Informationen über den Stellenwert, den die tierversuchsfreie Forschung in den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien hat.
Der Infostand ist Teil der Kampagne »Stoppt Affenqual in Tübingen!«, die die Ärzte gegen Tierversuche in Kooperation mit dem Tübinger Bündnis gegen Tierausbeutung ins Leben gerufen haben. In den Jahren 2009 und 2010 hatte der Verein Großdemonstrationen in Tübingen zum Protest gegen die Hirnforschung an Affen veranstaltet. Am Infostand können vorbereitete Postkarten an den baden-württembergischen Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle ausgefüllt werden, mit der Aufforderung, die qualvollen Versuche zu beenden.
Hintergrund der Kampagne ist, dass in Baden-Württemberg an drei Instituten, die sich alle in Tübingen befinden*, noch immer Tierversuche am Hirn von Rhesusaffen stattfinden, wie sie in anderen Bundesländern seit Jahren nicht mehr genehmigt wurden. So wurden in München, Berlin und Bremen vergleichbare Versuche von den Genehmigungsbehörden aus ethischen Gründen und mangels medizinischen Nutzens abgelehnt. Damit wurde auch dem im Grundgesetz verankerten Tierschutz Rechnung getragen.
Die Landesregierung in Baden-Württemberg sieht hingegen keinen Handlungsbedarf, die Affenversuche zu unterbinden. Laut Ärztevereinigung werden die Tiere in Tübingen mit festgeschraubtem Kopf und durch Flüssigkeitsentzug gezwungen, Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen. Ihnen wird ein Loch in den Schädel gebohrt und ein Metallbolzen wird dauerhaft implantiert, um den Kopf fixieren zu können. Im Versuch werden Elektroden in das Gehirn des unbetäubten Tieres eingeführt, um Hirnströme zu messen. Nur wenn der Affe dem Forscherwunsch entsprechend reagiert, bekommt er über einen Schlauch einen Tropfen Saft. Die sensiblen Tiere tun in ihrer ausweglosen Situation alles, was der Forscher will. Die Affen müssen diese Prozeduren oft jahrelang über sich ergehen lassen.
Neben der ethischen Unvertretbarkeit sind laut Ärzte gegen Tierversuche und Bündnis gegen Tierausbeutung die Versuche für die Behandlung menschlicher Krankheiten vollkommen nutzlos, da das Affenhirn sich wesentlich vom menschlichen Gehirn unterscheidet. So hat das Affenhirn keine Bereiche für Sprache, Lesen oder Musik und das Menschenhirn hat zur Verarbeitung von visuellen Reizen bestimmte Hirnbereiche, die im Affenhirn fehlen.
Der Verein fordert auch in Baden-Württemberg ein sofortiges Ende dieser grausamen Forschung und die Stärkung der tierversuchsfreien Forschung. Bereits verfügbare Methoden wie die Computertomografie oder die Untersuchung von Gewebe aus medizinisch notwendigen Operationen liefern im Gegensatz zum Tierversuch wertvolle Einblicke in das menschliche Gehirn.
*Abteilung Kognitive Neurologie, Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung, Universität Tübingen, Ottfried-Müller-Str. 27, 72076 Tübingen; Labor für Primaten-Neurokognition, Abteilung für Tierphysiologie, Institut für Zoologie, Universität Tübingen, Auf der Morgenstelle 28, 72076 Tübingen; Max-Planck-Institut (MPI) für Biologische Kybernetik, Spemannstraße 38, 72076 Tübingen.
Fototermin:
Infostand am Samstag, 5. März 2011, ab 14 Uhr auf dem Holzmarkt in Tübingen