Illegale Tierversuche mit Blutstuten
- Dr. Corina Gericke
Petition gegen das grausame Geschäft mit dem Fruchtbarkeitshormon
Pferde werden auf sogenannten Blutfarmen brutal gequält. Es gibt sie in Argentinien, Uruguay, China, Island und sogar eine in Deutschland. Nur, damit die industrielle Massentierhaltung noch mehr billiges Schweinefleisch produzieren kann. Dabei ist das Blutabzapfen ein genehmigungspflichtiger Tierversuch, der nach deutschem Recht verboten werden könnte und müsste. Doch die Behörden erlauben die rechtswidrige Praxis.
Das PMSG-Hormon (Pregnant Mare Serum Gonadotropin), auch eCG (Equine Chorionic Gonadotropin) ist in der Intensivtierhaltung weltweit verbreitet, hauptsächlich bei Schweinen, aber auch bei Schafen, Ziegen und Rindern. Es bewirkt eine „Synchronisation“ der Fruchtbarkeit der Tiere, d.h., alle Sauen werden gleichzeitig empfangsbereit, können gleichzeitig künstlich befruchtet werden und gebären ihre Ferkel zur gleichen Zeit. Zudem bewirkt PMSG, dass die Sauen schon wenige Tage nach dem Absetzen der Ferkel wieder besamt werden können, und es kann die Anzahl der geborenen Ferkel erhöhen. Für die Muttertiere bedeutet dies zusätzliches Leid zu ihrem ohnehin schon qualvollen Leben, denn sie können sich nach einer Schwangerschaft nicht erholen und werden gleich wieder schwanger. Oft werden mehr Ferkel geboren als die Mutter Zitzen hat. Bei großen Würfen kommen einige Ferkel bereits lebensschwach zur Welt. Oft verhungern die „überschüssigen“ Ferkel oder werden getötet. Das PMSG dient also einzig und allein der noch größeren Ausbeutung der Schweine in der industriellen Massentierhaltung.
Brutale Blutgewinnung
PMSG kommt im Blut von Stuten in den ersten 40-140 Tagen der Schwangerschaft vor. Die Blutentnahmen erfolgen über einen Zeitraum von 2-3 Monaten. Wöchentlich werden bis zu 10 Liter Blut abgezapft. In Argentinien und Uruguay werden dafür mehr als 10.000 Pferde misshandelt. Die Animal Welfare Foundation (AWF) dokumentierte in den Jahren 2015 – 2018 die Brutalität, mit der die Stuten behandelt werden, und die Vernachlässigung der durch den hohen Blutverlust geschwächten und ausgezehrten Tiere. Ihre Fohlen werden abgetrieben, damit die Stuten zweimal im Jahr geschwängert werden können. Als die Zustände publik wurden, war der Aufschrei groß und einige Pharmaunternehmen wie MSD/Merck, IDT Biologika und Ceva Santé Animale wichen auf die PMSG-Produktion in Island aus.
In Island leben viele Pferde ganzjährig auf den Weiden. Oft sind sie halbwild und nicht an den Umgang mit Menschen gewöhnt. Recherchen der AWF brachten im Jahr 2021 auch hier erschreckende Zustände ans Licht der Öffentlichkeit. Auf rund 120 Farmen werden über 5.300 Stuten ausgebeutet. Den schwangeren Tieren werden zwei Monate lang einmal pro Woche 5 Liter Blut abgenommen. Dazu werden die ungezähmten, verängstigten Tiere mit äußerster Gewalt in Fixierboxen getrieben, wo ihnen der Kopf hochgebunden wird, um eine dicke Kanüle in die Halsvene zu stechen. Das Blut läuft direkt in einen Kanister. Für die Farmer ist das Blutgeschäft erheblich lukrativer als die sonst übliche Zucht zur Fleisch“produktion“. Die Fohlen der Blutstuten werden lediglich als „Nebenprodukt“ geschlachtet. Das Geschäft boomt und Island will gar auf 20.000 Stuten aufstocken.
PMSG-Gewinnung in Island: Der Kopf der Stute wird hochgebunden, um eine dicke Nadel in die Halsvene zu stechen und 5 Liter Blut abzuzapfen.
© Animal Welfare Foundation
Rechtswidrige Tierversuche in Thüringen
Auf dem mit 300 Pferden größten Haflingergestüt Europas im thüringischen Meura wird seit mindestens 40 Jahren schwangeren Stuten über einen Zeitraum von etwa 60 Tagen an bis zu 4 Tagen pro Woche jeweils 2 Liter Blut abgenommen. Anders als in Island und Südamerika werden den Tieren die roten Blutkörperchen zurückinfundiert – allerdings erst am nächsten Tag. Aus dem gewonnenen Plasma werden die gewünschten Hormone extrahiert. Doch auch dieses Verfahren ist mit unweigerlichem Leid für die Tiere verbunden: durch die häufigen Stiche in die Halsvene und den Verlust wichtiger Blutbestandteile wie den Blutplättchen und damit einhergehend eine mögliche Blutungsneigung.
Besonders pikant: Das Blutabzapfen findet tierschutzwidrig und damit rechtswidrig statt! Nach deutschem und EU-Recht wird die Blutentnahme für die Produktion von Produkten als Tierversuch gewertet, wenn diese mit Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden ist. Tierversuche sind nur erlaubt, wenn sie „unerlässlich“ sind. Unerlässlich sind die Blutentnahmen aber keineswegs, denn Substanzen zur Brunstsynchronisation kann man auch synthetisch herstellen. Es gibt über 30 synthetischen Alternativen zu PMSG auf dem Markt. In der Bio-Schweinzucht sind solche Fruchtbarkeitshormone gänzlich verboten. Jahrelang schaute die zuständige Behörde, das Thüringer Landesamt für Verbraucherschutz (TLV), weg, bis sie 2020 auf öffentlichen Druck eine Tierversuchsgenehmigung erteilte. Eine Beschwerde der AWF gegen diese rechtswidrige Genehmigung wurde vom Oberverwaltungsgericht Thüringen abgelehnt.
Doppelqualhormon verbieten!
Immerhin, der Schweizer Bauernverband teilte im Mai mit, ab September 2022 freiwillig auf den Einsatz des Qualhormons verzichten zu wollen. Damit ist zumindest den Pferden, wenn auch nicht den Schweinen geholfen. Letztendlich ist das PMSG ein völlig überflüssiges Produkt, nicht nur, weil es in der Schweinezucht auch anders geht, sondern auch, weil die Schweinezucht selbst überflüssig ist. Eine pflanzenbasierte Ernährung ist besser für Tiere, Menschen und Umwelt.
Petition unterstützen!
Gewinnung, Import und Verwendung des Fruchtbarkeitshormons PMSG müssen in Deutschland verboten werden! Bitte unterstützen Sie die Petition der Animal Welfare Foundation >>