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Tierleidfreier Ersatz für Tierversuche in der Veterinärmedizin

Viele Hunde leiden unter Hautproblemen und -erkrankungen, die einer Behandlung bedürfen. Dabei kann man nicht einfach für den Menschen entwickelte Medikamente einsetzen, da sich deren Wirkung bei Hund und Mensch wesentlich voneinander unterscheiden kann. Die Entwicklung von Medikamenten für Hunde erfordert daher Hunde-spezifische Modellsysteme, die für Hunde relevante Ergebnisse liefern. Ein solches Modell haben nun Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik in Stuttgart innerhalb ihres Projektes „WowWowSkin“ entwickelt.

Als Ausgangsmaterial verwendeten sie Hautproben, die bei medizinisch notwendigen Operationen anfielen und dem Forscherteam von Tierärzten zur Verfügung gestellt wurden. Somit musste kein Hund für die Entwicklung der Laborhaut leiden. Aus den Hautproben isolierten die Forscher verschiedene Hautzellen, die sogenannten Keratinozyten aus der obersten Hautschicht und die Fibroblasten aus tiefer gelegenen Hautschichten. Da solche von einem Spender gewonnenen Zellen sich jedoch nicht unbegrenzt im Labor kultivieren lassen, wurden die Zellen gentechnisch so verändert, dass sie sich unbegrenzt teilen und vermehren. Diese gleichsam unsterblich gemachten Hautzellen wurden dann in einem 3-dimensionalen Hautmodell kombiniert. Die Anordnung der verschiedenen Zelltypen erfolgte dabei so, dass die Schichtung der natürlichen Haut in Epidermis und Dermis nachgebildet wurde und sich die Laborhaut unter dem Mikroskop kaum von echter Hundehaut unterscheidet. Durch den Einsatz der immortalisierten Zellen lässt sich die Laborhaut reproduzierbar und in beliebiger Menge herstellen, was eine Voraussetzung dafür ist, sie zur standardisierbaren Testung von Wirksamkeit und Verträglichkeit von Medikamenten einzusetzen.

An den „Vollhaut-Äquivalenten“ lassen sich nun Medikamente und Pflegeprodukte wie Shampoos oder Seifen testen. Auch ist es möglich, die im Labor gezüchtete Haut mit Bakterien zu besiedeln, um dann nach Wirkstoffen zu suchen, die die Bakterien bekämpfen aber der Haut nicht schaden.

Mit dem Hunde-spezifischen Hautmodell schließt das Forscherteam eine Marktlücke und wird so zur tierfreundlicheren Entwicklung neuer veterinärmedizinischer Therapeutika beitragen. Als Weiterentwicklungen sind Hunderasse-spezifische Hautmodelle und auch Hautmodelle für weitere Tierarten wie Katzen oder Pferde geplant.

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