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Mit dem harmlos klingenden Aufruf »Neurowissenschaft für jeden« richtet sich eine US-Firma gezielt an Kinder, um diese zu Hirnversuchen an Tieren anzustiften und so den Nachwuchs an Tierexperimentatoren zu sichern. Ein Bausatz mit der Ausrüstung samt lebender Küchenschaben oder Grillen kann per Internet bestellt werden. Der Ärzteverein ist zutiefst entsetzt und spricht vom »Gipfel der Skrupellosigkeit der Tierversuchslobby«.

Mit der Aufmachung einer Bastelanleitung wirbt eine US-Firma für Naturwissenschaften und die »faszinierende Hirnforschung«. Dahinter verbergen sich Anleitungen zu Tierversuchen für Kinder, die teilweise per Video vorgeführt werden. Lehrer werden dazu aufgerufen, diese Versuche in den Unterricht zu integrieren und Laien dazu ermuntert, an Tieren herumzuexperimentieren. So kann an Grillen der Einfluss von Nikotin auf das Gehirn untersucht werden oder einer Kakerlake Elektroden ins Gehirn getrieben werden, um sie wie ein Modellauto per Smartphone fernzusteuern. Die Präparation eines Insektenbeins, ein Tierversuch zur Untersuchung der Reizverarbeitung im Gehirn, bezeichnet die Firma als eines ihrer besten Experimente und lobt sich dafür, neurologische Vorgänge so verständlich darzustellen.

Der Ärzteverein sieht dies als besonders üblen Auswuchs der Tierversuchsindustrie, die nicht nur Tieren gegenüber keine Ethik hat, sondern auch nicht davor zurückschreckt, Kinder für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Mit der Ermunterung, Hirnexperimente an Kakerlaken und anderen Tieren durchzuführen, zielt die Firma nach Ansicht des Vereins darauf ab, Kinder zu desensibilisieren und zu zukünftigen Tierexperimentatoren heranzuziehen.

Kinder sind aus gutem Grund besonderem Schutz unterstellt. Es ist unfassbar, mit welch drastischen Mitteln bereits die Jüngsten regelrecht zur Tierquälerei angeleitet werden«, kritisiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärztevereinigung. Die Verharmlosung solcher Grausamkeiten kann zu einer Verrohung bereits im Kindesalter führen. Wissenschaftlichen Studien zufolge erhöht Grausamkeit gegen Tiere die spätere Bereitschaft zu zwischenmenschlicher Gewalt.

Präparationssets mit eigens für diesen Zweck getöteten Kaninchen, Ratten, Fröschen und sogar Katzen sind in den USA schon seit langem auf dem Markt. Die Ärzte gegen Tierversuche fürchten, dass dies sowie die Anleitungen zu Hirnversuchen an lebenden Küchenschaben oder Grillen, die bei vielen Menschen weniger Empathie hervorrufen als beispielsweise Katzen, erst der Anfang sind. Ihrer Ansicht nach versucht die Tierversuchsindustrie die frühkindliche Entwicklung dahingehend zu manipulieren, dass bereits sehr junge Menschen jedes Gefühl dafür verlieren, welch großes Leid sie damit für ein anderes Lebewesen verursachen. Sie verweisen auf Untersuchungen, welche belegen, dass Kinder naturgemäß Tiere lieben, negativ beeinflusst vom Umgang vieler Erwachsener mit Tieren jedoch häufig einen Prozess der tierfeindlichen Sozialisation durchleben.

Der Ärzteverein appelliert an Eltern, Lehrer und Pädagogen, ihren Nachwuchs vor den brutalen Machenschaften der Tierexperimentatorenlobby zu schützen. Er empfiehlt stattdessen, Kindern und Jugendlichen die Problematik schonend und einfühlsam näher zu bringen. Der Verein vermittelt mit seinem Projekt »Harry hilft Tieren« altersgerecht Fakten und Hintergründe zu Tierversuchen und hat Unterrichtsmaterial für verschiedene Altersstufen erstellt. Und zum bevorstehenden „Fest der Liebe“ empfiehlt die Ärztevereinigung, das Leid der Tiere in den Labors nicht aus dem Bewusstsein auszublenden, sondern aktiv zur Abschaffung der Tierversuche beizutragen.