Futter für Zellkulturen
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Ethisch vertretbare Testmethoden ohne Kälberserum als Nährstoff
Traditionell werden Zellkulturen mit sogenanntem fetalen Kälberserum ernährt. Unbetäubten, ungeborenen Kälbern wird eine Nadel ins Herz gestochen, um das Blut abzuzapfen. Schätzungen gehen von ein bis zwei Millionen Kälbern jährlich aus. Dass Zellkulturen auch ohne Kälberserum wachsen können, zeigt eine jetzt veröffentlichte Liste der britischen Organisation Focus on Alternatives. Sie enthält über 300 Nährmedien für 37 verschiedene Zelllinien.
Zellkulturen ersetzen bei Giftigkeitsprüfungen von Chemikalien und in vielen anderen Bereichen bereits Tierversuche. »Dass die Ernährung der Zellen mit Tierleid einhergeht, ist vielen Wissenschaftlern und auch der Öffentlichkeit gar nicht bewusst«, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim bundesweiten Verein Ärzte gegen Tierversuche. Um die Zellen am Leben zu halten, wird eine Flüssigkeit mit verschiedenen Nährstoffen zugesetzt. Diese enthält meist fetales Kälberserum.
»Trächtigen Kühen wird unmittelbar nach dem Schlachten, die Gebärmutter mit dem Fetus entfernt«, so Gericke. »Dem noch lebenden Kalb wird eine dicke Nadel zwischen die Rippen durch Haut und Muskeln direkt in das schlagende Herz gestoßen. Das Blut wird abgesaugt, bis das Tier blutleer ist und stirbt.« Weltweit werden so jedes Jahr etwa ein bis zwei Millionen Kälber zu Tode gebracht. Zum Teil werden sogar extra Kälber für diesen Zweck gezüchtet. »Die Wissenschaft ist sich heute sicher, dass ungeborene Säugetiere Schmerz empfinden können«, weiß die Tierärztin.
Zahlreiche Firmen bieten heute kommerziell Zellkulturmedien ohne fetales Kälberserum an. »Focus on Alternatives«, ein Zusammenschluss verschiedener britischer Organisationen, die im Bereich tierversuchsfreie Forschung tätig sind, hat jetzt eine Liste mit über 300 Nährmedien für 37 Zellkulturlinien veröffentlicht. Einige dieser Nährflüssigkeiten enthalten Substanzen aus dem Blut erwachsener, auf dem Schlachthof getöteter Tiere. Die meisten kommen jedoch vollständig ohne tierische Bestandteile aus. Sie enthalten verschiedene Salze, Aminosäuren, Vitamine und Pflanzenstoffe in unterschiedlicher Zusammensetzung. Laut Ärzte gegen Tierversuche ist dies ein wichtiger Schritt hin zu einer ethisch vertretbaren Forschung.