Erfolg! Erster REACH-Tierversuch verhindert!
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
120 Ratten vor Gifttod bewahrt
Die EU-Chemikalienrichtlinie REACH sieht vor, dass Tausende Alt-Chemikalien auf ihre Giftigkeit getestet werden müssen - größtenteils in Tierversuchen. Für einen Teil der geplanten Tierversuche müssen die Herstellerfirmen Anträge an die Chemikalienbehörde ECHA einreichen. Diese werden 45 Tage auf deren Internetseite veröffentlicht, um von Dritten kommentiert zu werden zu können. Toxikologie-Experten des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und seines europäischen Dachverbandes, der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) prüfen, ob die geforderten Daten nicht schon vorhanden sind oder mit tierversuchsfreien Methoden gewonnen werden können, so dass ein Tierversuch entfallen kann.
Das Projekt kann jetzt seinen ersten Erfolg verbuchen. Für die Chemikalie Pentasodium Triphosphate, die unter anderem in Haushaltsprodukten, Kosmetika, Nahrungsmitteln oder Industriematerialien vorkommt, konnte dank der Kommentierungen erreicht werden, dass ein Inhalationstest an Ratten in einem 90 Tage dauernden Versuch nicht durchgeführt werden muss. Bei diesem Test werden Ratten jeden Tag über mehrere Stunden in enge Röhren gesteckt und sie müssen Chemikalienstaub in unterschiedlicher Konzentration einatmen. Die Ratten leiden dabei unter Atemnot. In früheren Versuchen starben einige der Tiere. Überlebende Tiere werden nach 90 Tagen getötet, um die Auswirkungen der Substanz auf die inneren Organe zu untersuchen.
Toxikologe Dr. med. Wolfgang Stengel von Ärzte gegen Tierversuche fand heraus, dass die erforderlichen Daten für die Chemikalie bereits existieren – tatsächlich verfügte auch die Firma, die den Tierversuchsantrag stellte, über Daten aus einem bereits 1974 durchgeführten Tierversuch! Dr. Stengel fand die erforderlichen Daten in einem russischsprachigen Artikel. Zudem fand er eine Untersuchung über die Verwendung der Chemikalie in Haushaltsprodukten, die die Unbedenklichkeit für die Verbraucher belegt. Aufgrund dieser Datenbasis befand der Hersteller, dass die vorhandenen Informationen für eine Registrierung der Chemikalie ausreichen und verzichtete auf den Tierversuchsantrag bei der ECHA. Die Firma spart dadurch eigenen Angaben zufolge Kosten in Höhe von rund 250.000 Euro.
„Dass aufgrund unserer Kommentierung dieser grausame Tierversuch entfallen kann, ist ein voller Erfolg für uns“, freut sich Dr. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. Rund 120 Ratten wird ein qualvoller Vergiftungstod erspart. Bislang wurden von den Experten der ÄgT und der ECEAE 209 Tierversuchsanträge kommentiert.
„Der positive Ausgang eines der allerersten Kommentare - er wurde im Mai 2010 eingereicht - zeigt, dass dies eine realistische Chance ist, weitere Tiere vor einem grausamen Schicksal bewahren zu können“, meint die Tierärztin.