Datenbank zeigt die Realität im Tierversuchslabor
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Ärzte gegen Tierversuche veröffentlicht Beschreibungen besonders absurder Tierversuche
Tierversuche laufen immer noch im Verborgenen ab. Durch verdeckt gemachte Aufnahmen wie Ende 2019 beim Auftragslabor LPT im niedersächsischen Mienenbüttel dringen Bilder der Realität im Labor an die Öffentlichkeit und rufen Entsetzen hervor. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche geht einen anderen Weg, um die tierexperimentelle Forschung in Deutschland für die interessierte Öffentlichkeit transparent zu machen. Mit seiner weltweit einzigartigen Datenbank www.datenbank-tierversuche.de dokumentiert der Verein seit drei Jahrzehnten ausschnitthaft Tierversuche in Deutschland. Dabei werten die Experten Fachzeitschriften aus, in denen Tierexperimentatoren ihre Artikel publizieren. Anhand von 10 aktuellen Beispielen zeigt der Ärzteverein wie grausam und absurd Tierversuche sind.
Obwohl der größte Teil der Tierversuche mit Steuergeldern finanziert wird, gibt es keine öffentlich zugänglichen Informationen darüber, wo wie viele und welche Tierversuche durchgeführt werden. Zwei staatlich gepflegte Datenbanken bieten nur wenige Informationen: animaltestinfo.de wurde 2013 aufgrund von EU-Recht durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eingerichtet. Hier kann zwar nach Tierarten und Forschungsbereichen gesucht werden, die Einträge sind aber anonymisiert, d.h., es gibt keine Angaben über Orte und Institutionen. Auch werden nur genehmigungspflichtige, nicht aber anzeigepflichtige Versuchsvorhaben erfasst. Im animalstudyregistry.org – seit 2018 ebenfalls vom BfR betrieben – können Experimentatoren ihre Studien auf freiwilliger Basis eintragen. Bislang sind gerade einmal 28 Einträge aus zwei Jahren darin zu finden. „Angeblich sollen damit Doppelversuche vermieden werden, aber solange die Einträge freiwillig sind, ist das Register nur Makulatur“, kommentiert Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.
In der datenbank-tierversuche.de von Ärzte gegen Tierversuche kann unter anderem nach Tierart, Forschungsbereich, Ort, Institution und Autor gesucht werden. Im Jahr 2019 hat der Verein seiner Datenbank 117 neue Beschreibungen hinzugefügt. Insgesamt sind es jetzt fast 5.000 Einträge. Die Sammlung ist bei weitem nicht vollständig, bietet aber angesichts des vollständigen Mangels an offiziellen Informationen einen wichtigen Einblick in die Tierversuchspraxis in Deutschland.
„Aus den Neueinträgen haben wir 10 ‚Highlights‘ zusammengestellt, die wieder einmal belegen, wie grausam, unsinnig und widersprüchlich Tierversuche sind“, erläutert Tierärztin Gericke. Diese Versuche fanden in Aachen, Berlin, Bochum, Göttingen, Hamburg, Hannover, Lübeck, Mannheim, Tübingen und Ulm statt. „Besonders absurd ist es, wenn psychische Krankheiten des Menschen, die vielfältigste Ursachen haben, im ‚Tiermodell‘ dargestellt werden sollen.“ Ein Beispiel: In Mannheim werden Ratten süchtig nach Alkohol oder Süßstoff gemacht: Den Tieren wird Wasser entzogen und durch Drücken eines Hebels können sie sich mit 10%-iger Alkohol- oder Saccharinlösung versorgen. Die Abgabe von Alkohol oder Saccharin wird mit unterschiedlichen Anreizen wie blinkendem Licht oder Gerüchen verknüpft. Durch Entzug dieser Substanzen und erneuter Zufuhr wird ein Suchtverhalten ausgelöst. Bei 28 Ratten wird zusätzlich in Narkose eine Kopfhalterung montiert und über ein Bohrloch ein Fluoreszenzfarbstoff in bestimmte Hirnregionen injiziert. Schließlich werden alle Tiere getötet.
„Unsere Datenbank belegt anhand unzähliger Beispiele, dass Tierversuche keineswegs zum Wohle des Menschen gemacht werden, sondern hauptsächlich, um wissenschaftliche Neugier zu befriedigen und um Artikel in möglichst hochrangigen Fachzeitschriften zu veröffentlichen, mit denen dann Drittmittel akquiriert werden können“, so Gericke abschließend.
Im Jahr 2018 wurden Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge in Deutschland 2,8 Millionen Tiere in Tierversuchen verwendet und allergrößtenteils getötet. Laut Ärzteverein ist die Zahl der Tiere im Labor allerdings um ein Vielfaches höher, da die vielen Tiere, die auf „Vorrat“ gehalten werden oder bei Genmanipulationen als „Ausschuss“ anfallen und getötet werden, nicht erfasst werden.