Aus für Weltraumforschung an Tieren in Ulm
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
„Absurde Verschwendung von Tierleben und Steuergeldern“
„Absurde Verschwendung von Tierleben und Steuergeldern“
Aufatmen beim Verein Ärzte gegen Tierversuche: Ein Tierexperimentator der Universität Ulm geht in Ruhestand, seine Arbeitsgruppe, die sich 20 Jahre lang mit der Auswirkung der Schwerelosigkeit auf verschiedene Tierarten beschäftigte, wird aufgelöst.
Eberhard Horn, Tierexperimentator in der Abteilung Neurologie des Universitätsklinikums Ulm scheidet zum 30. Juni 2010 endgültig aus der Forschung aus. Seit 2007 hatte er aus dem Ruhestand heraus seine Arbeitsgruppe Gravitationsphysiologie noch ehrenamtlich geleitet. Damit gehen 20 Jahre Weltraumforschung an Tieren zu Ende.
Für Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ein Segen: „Diese Tierversuche waren extrem qualvoll und dazu vollkommen nutzlos.“ Fische, Salamander, Krallenfrösche, Grillen und Skorpione wurden in rotierenden Zentrifugen aufgezogen, um die Schwerkraft auf die Entwicklung des Gleichgewichtsystems zu studieren. Manche Tiere wurden mit Space-Shuttles ins Weltall geschossen.
Die Ärztevereinigung betreibt die Internetdatenbank www.datenbank-tierversuche.de, in der zahlreiche Experimente des Ulmer Forschers dokumentiert sind. So wurden durch ein Gift gelähmten, aber unbetäubten Kaulquappen Elektroden in einen Nervenknoten gestochen. Auf einer Platte unbeweglich fixierte, lebende Skorpione mussten monatelang mit in Auge, Bein, Leib und Gehirn gestochenen Elektroden ausharren.
Der Pressemitteilung der Ulmer Uni zu Horns Ausscheiden zufolge kam bei dem „erfolgreichsten Vorhaben“ des Neurobiologen heraus, dass die Entwicklung des Schweresinnorgans und des Schwanzes bei der Kaulquappe des Afrikanischen Krallenfroschs eine „kritische Periode“ besitzt. Dieser Befund ist das Ergebnis von fast 25 Jahren Forschung – von der Einreichung des Experimentiervorschlags beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Jahr 1985 bis zur Auswertung im Jahr 2008.
„Auf diese Bahn brechende Erkenntnis hat die Menschheit lange gewartet“, kommentiert Tierärztin Gericke. „Wer glaubt, Tierversuche würden nur zum Wohl des Menschen gemacht werden, irrt gewaltig“, so die Tiermedizinerin weiter. „Bei einem Großteil der Experimente handelt es sich um reine Neugierforschung, die nicht einmal entfernt etwas mit der Humanmedizin zu tun hat.“ Diese laut Ärztevereinigung absurde und völlig überflüssige Forschung sei zudem eine Verschwendung von Steuergeldern. Auch Horns Projekte wurden aus öffentlichen Mitteln finanziert.
Auf eine Selbstbeschränkung der Tierexperimentatoren will Gericke nicht hoffen. „Wenn wir nicht warten wollen, bis die Kaste der ewig gestrigen Forscher pensioniert oder ausgestorben ist, hilft nur ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen.“
Weitere Infos
Pressemitteilung der Uni Ulm, 20.06.2010 >>
Dokumenten-IDs einiger in der Datenbank www.datenbank-tierversuche.de dokumentierten Publikationen von E. Horn: 3528, 3529, 3530, 3531