Affenqual im Deutschen Primatenzentrum Göttingen
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Ärztevereinigung fordert Ende der Tierversuche
Anlässlich der 35-Jahr-Feier des Primatenzentrums in Göttingen kritisiert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche die tierexperimentelle Forschung als grausam und rückständig.
Tierversuche an Affen und anderen Tieren sind ethisch nicht zu rechtfertigen und zudem medizinisch irrelevant. »Die Übertragung der Ergebnisse vom Tier auf den Menschen gleicht einem Glückspiel, das schwerwiegende Folgen für den Menschen haben kann«, erläutert Dipl.-Biologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung. Mit dem monoklonalen Antikörper TGN1412 der Würzburger Firma TeGenero beispielsweise sollte ein Allheilmittel gegen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, rheumatische Arthritis und andere Immunkrankheiten auf den Markt gebracht werden. Tierversuche an Javaner- und Rhesusaffen, Kaninchen sowie Ratten ließen keine unerwünschten Nebenwirkungen vermuten. Die klinische Studie an sechs Probanden jedoch war lebensbedrohlich und noch heute leiden diese an bleibenden Schäden.
Am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen müssen Affen nach Aussage des Vereins für abstruse und qualvolle Versuche unter anderem in der Hirn- oder Infektionsforschung herhalten. Weißbüscheläffchen, einzeln in kleinen Käfigen gehalten, wurden mit Orthopoxviren infiziert, die ein Potential für Bioterrorismus haben. Fast alle Tiere entwickelten innerhalb kurzer Zeit schwere Symptome wie Blutungen an Haut, Darm, Leber und Blase und geschwollene Lymphknoten. Bis auf vier Affen starben die Tiere oder wurden getötet, wenn sie im Sterben lagen.
Bei Spitzhörnchen wird ein Gerät zur Messung der Körpertemperatur in die Bauchhöhle eingepflanzt. Dann werden die Tiere täglich für eine Stunde sozialem Stress ausgesetzt. Dazu wird die Trennwand zum Nachbarkäfig entfernt, in dem sich ein dominantes Männchen befindet, das das unterlegende Tier attackiert. Jeden Tag wird ein anderes dominantes Männchen verwendet, damit die Tiere sich nicht aneinander gewöhnen. Das Ergebnis der Studie: Ältere Tiere gehen gelassener mit Stress um als junge. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche prangert derartige Tierversuche als reine Neugierforschung an, bei der es nicht einmal ansatzweise um medizinischen Erkenntnisgewinn geht.
och auch Tierversuche zum Beispiel im Bereich der AIDS-Forschung hält die Ärztevereinigung wegen der mangelnden Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Situation beim Menschen für irrelevant. Da Affen die menschliche AIDS-Krankheit nicht bekommen, werden sie im Primatenzentrum mit so genanntem »Affen-AIDS«, infiziert, um die Mechanismen der Krankheitsentstehung zu ergründen. Diese Forschung hilft laut Ärztevereinigung kranken Menschen jedoch nicht, weil »Affen-AIDS« nicht mit dem menschlichen AIDS zu vergleichen ist. Fortschritte in der AIDS-Forschung beruhen nicht auf Tierversuchen, sondern auf Erkenntnissen aus der Infektions- und Seuchenlehre, auf der klinischen Beobachtung von Patienten sowie auf Studien mit Zellkulturen.
Der Verein tritt aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen für ein Ende aller Tierversuche zugunsten innovativer Methoden ohne die Verwendung von Tieren ein, wie ausgefeilte Computersimulationen, Mikrochips und Tests an menschlichen Zellsystemen.
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Quellen
Susan Kohlhause et al. (2011): Nocturnal hyperthermia induced by social stress in male tree shrews: relation to low testosterone and effects of age. Physiology & Behavior: 104, 786-795. (www.datenbank-tierversuche.de, Dokumenten-Id: 4304)
K. Mätz-Rensing et. al. (2012): The pathology of experimental poxvirus infection in common marmosets (Callithrix jacchus): Further characterization of a new primate model for orthopoxvirus infection. Journal of Comparative Pathology 2012: 146, 230-242. (www.datenbank-tierversuche.de, Dokumenten-Id: 4305)
Kristina Allers et al: (2010): Gut mucosal FOXP3+ regulatory CD4+ T cells and nonregulatory CD4+ T cells are differentially affected by simian immunodeficiency virus infection in rhesus macaques. Journal of Virology 2010: 84(7), 3259-3269 (www.datenbank-tierversuche.de, Dokumenten-Id: 4232)