Ärztevereinigung kritisiert Tierversuche in Köln
- Ärzte gegen Tierversuche e.V.
»Absurde Forschung ohne medizinischen Nutzen«
Als »Haarsträubenden Unsinn auf Kosten von leidensfähigen Tieren« bezeichnet die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche die in Kölner Labors durchgeführten Tierversuche. Die Organisation nimmt in einem neuen Infoblatt vor allem die in Köln durchgeführte Tabak- und Altersforschung ins Visier.
Beim Tabakriesen Philip Morris, der ein Labor in der Fuggerstraße 3 betreibt, werden immer noch Tiere zum Rauchen gezwungen. So werden Ratten 90 Tage lang täglich sechs Stunden in eine enge Röhre gesteckt, aus der nur die Nase herausschaut. Diese wird mit Zigarettenrauch begast, der mit Vanillin als Geschmacksstoff angereichert ist, um die Auswirkungen zu testen.
»Bewegungsfreudige Ratten jeden Tag stundenlang in eine Röhre zu stecken, noch dazu für völlig überflüssige und bekanntermaßen schädliche Produkte, ist grausamste Tierquälerei«, empört sich Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche.
Der Verein kritisiert außerdem, dass öffentliche Gelder für neue Tierversuchslabors verschwendet werden. Auf dem Campus der Uni Köln entsteht derzeit für 60 Millionen Euro das neue Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns. Die jährlichen Unterhaltskosten belaufen sich auf 15 Millionen Euro. 85 Millionen Euro kostet ein weiteres, aus Steuergeldern finanziertes Laborgebäude für Altersforschung, das »Cologne Excellence Cluster on Cellular Stress Responses in Aging-Associated Diseases« (CECAD). In beiden Einrichtungen werden laut Ärzte gegen Tierversuche hauptsächlich gentechnisch veränderte Mäuse verwendet, vorgeblich, um den biologischen Prozessen des menschlichen Alterns auf die Spur zu kommen.
»Es ist vollkommen abwegig, einen so komplexen Prozess wie das Altern beim Menschen mittels Tierversuchen erforschen zu wollen. Es handelt sich um reine experimentelle Grundlagenforschung ohne medizinischen Nutzen«, ist sich Tierärztin Gericke sicher.
In der Infoschrift werden weitere Beispiele von Tierversuchen aufgeführt, die nach Ansicht der Ärztevereinigung keinerlei praktischen Bezug haben. Im Institut I für Anatomie der Uni Köln werden Ratten die Gesichtsnerven durchtrennt, um die Auswirkung auf die Schnurrhaarbeweglichkeit zu studieren. Um der Frage nachzugehen, wie Stabheuschrecken ihre sechs Beine koordinieren, werden am Zoologischen Institut der Uni den Tieren vier oder fünf Beine abgeschnitten und Elektroden in die Nervenknoten der unbetäubten Tiere gesteckt.
»Diese Beispiele zeigen, dass Tierversuche nicht zum Wohle des Menschen durchgeführt werden, sondern weil einflussreiche Interessengruppen davon profitieren«, so Tierärztin Gericke. Die Qualität der Forschung wird nämlich nicht daran gemessen, wie vielen Menschen geholfen werden konnte, sondern an der Anzahl der Publikationen in renommierten Fachzeitschriften. Davon ist die Höhe der Forschungsgelder abhängig, die für neue Tierversuche verwendet werden.
»Dieses absurde System wird mit Millionen unserer Steuergelder bezuschusst«, so Gericke. Tierversuchsfreie Forschung zum Beispiel mit Zellkulturen sowie klinische und epidemiologische Studien, die wirkliche Fortschritte in der Medizin bringen würden, führen dagegen immer noch ein Schattendasein.
Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ist auf der Tierrechtsveranstaltung »Köln pelzfrei« am Samstag, dem 25. September mit einem Infostand vertreten.