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„Tiere sind Lebewesen, keine Modelle“ 

Am 9. März wird das neue „Laboratorium Innovative Nutztiermodelle“ des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf bei Rostock eröffnet. In dem 5,6 Millionen teuren Neubau sollen bis zu 6.000 Mäuse gehalten werden. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche hält es für verfehlt, Millionen öffentliche Gelder für immer neue Tierlabors zu verschwenden. In dem Institut in Mecklenburg-Vorpommern ginge es lediglich darum, die »Leistung« landwirtschaftlicher Tiere und damit den Profit der Agrarindustrie zu erhöhen.

Das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf beschäftigt sich u.a. mit der effizienteren Erzeugung von Fleisch und der Optimierung der Nutzung von Tieren in der Landwirtschaft. So fand man am FBN heraus, wie sich durch die Fütterung von Rindern Omega-3-Fettsäuren in ihrem Fleisch anreichern lassen. Bei einem anderen Projekt wird untersucht, inwieweit der klimaschädliche Methanausstoß von Rindern minimiert werden kann.

Für Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche, geht diese Forschung in die völlig falsche Richtung. „Es ist nicht zu rechtfertigen, dass Tiere dazu missbraucht werden, die durch Menschen verursachten Klimaschäden lösen zu wollen.“ Sogar ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen räume ein, dass eine wirkliche Reduktion der negativen Auswirkungen der Landwirtschaft auf das Klima nur durch einen weltweiten Wandel der Ernährung weg von tierischen Produkten möglich ist. „Der beste und einfachste Weg, Klima, Tiere und die eigene Gesundheit zu schützen, ist es, den Fleischkonsum auf Null zu minimieren“ , folgert Gericke.

Am FBN finden Experimente mit Rindern, Schweinen, Pferden, Schafen, Ziegen und Mäusen statt. Im bisherigen „Maushaus“ konnten bis zu 4.500 Mäuse gehalten werden. Das neue Gebäude ist für 6.000 Mäuse ausgelegt.

„Da Mäuse sich wesentlich schneller vermehren als Schweine oder Rinder, müssen sie oft als Stellvertreter für die Tiere in der Landwirtschaft herhalten. So werden an ihnen Zuchtmethoden zur Steigerung der Fruchtbarkeit oder des Muskel- und Fettansatzes getestet“ , erläutert Tierärztin Gericke.

Im Fachjargon des Dummerstorfer Instituts ist von „Nutztiermodellen“ die Rede. Allein die Wortwahl stößt bei den Tierversuchsgegnern schon auf Missfallen. „Tiere sind keine Modelle oder Maschinen und auch keine Lebensmittel. Tiere sind fühlende Lebewesen, die Freude, Leid, Schmerz und Angst empfinden können, wie wir“ , ist die Tierärztin überzeugt.

Der Bau des neuen Labors sei wie sämtliche Tierversuche des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie nach Ansicht der Ärztevereinigung aus ethischen Gründen nicht zu rechtfertigen. „Die Steuermillionen wären in einer Kampagne über die Vorzüge einer ausgewogenen vegetarischen oder besser noch veganen Ernährung wesentlich besser angelegt“ , erklärt Gericke.

Das Institut hat einen Jahresetat von etwa 16,6 Millionen Euro. Allein das genannte Projekt zur Anreicherung des Rindfleisches mit Omega-3-Fettsäuren wurde mit 10,9 Millionen aus EU-Mitteln gefördert. Das neue Mäuselabor kostete 5,6 Millionen Euro.

Weitere Infos

Was kosten Tierversuche und wer bezahlt sie? >>

Bericht der Vereinten Nationen 2010: Assessing the environmental impacts of consumption and production, S. 82 >>