„Absurdester Tierversuch 2024“: Forschen egal wozu?
- Pressemitteilung
- Dr. Johanna Walter
Verein Ärzte gegen Tierversuche ruft zur Abstimmung über Negativpreis auf
Ärzte gegen Tierversuche ruft vom 11. bis 17. März 2024 zur Online-Abstimmung über besonders absurde Tierversuche auf. Mit diesem Negativpreis möchte der Verein die Öffentlichkeit darüber informieren, was hinter verschlossenen Labortüren und unter Verwendung von Steuergeldern an deutschen Forschungseinrichtungen geschieht. Insbesondere dient diese Aktion dazu, der von Tierversuchsbefürwortern geschaffenen Illusion, dass Tierversuche vor allem dem Wohl des Menschen dienen und die Tiere somit – vermeintlich gerechtfertigt – einem höheren Zweck geopfert werden, die Realität entgegenzustellen. Dazu wurden fünf Versuche aus München (Planegg-Martinsried), Regensburg, Frankfurt und Dresden nominiert.
„Tierversuche mit einem vermeintlichen Nutzen für den Menschen zu rechtfertigen, täuscht die Öffentlichkeit. Denn in Tierversuchen gewonnene Erkenntnisse lassen sich nicht auf den Menschen übertragen. Bestbelegtes Beispiel ist die Medikamentenentwicklung, in der über 90 % der Wirkstoffe in Studien am Menschen scheitern, obwohl sie zuvor in Tierversuchen als wirksam und sicher getestet wurden“, erläutert Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Noch deutlicher wird die Absurdität von Tierversuchen im Bereich der Grundlagenforschung, in der die Versuche überhaupt keinen konkreten Nutzen verfolgen, sondern dem reinen Erkenntnisgewinn dienen“, so Walter weiter.
So wurden in München (Planegg-Martinsried) Kaulquappen geköpft und dann beobachtet, wie ihre Augen einem sich bewegenden Muster folgten. Ebenfalls in München (Planegg-Martinsried) wurden Rennmäuse in einem Geschirr über einer Kugel aufgehängt, auf der sie laufen sollten. Auf einer Projektionsfläche wurde ihnen dann ein virtueller Gang gezeigt, in dem sie sich für eine bestimmte Zeitdauer bewegen sollten – um herauszufinden, wie Nagetiere die Zeit in einer virtuellen Welt wahrnehmen. In Dresden wurden Axolotl – mexikanischen Schwanzlurchen – Beine abgetrennt und beobachtet, wie die Gliedmaßen nachwachsen. In Regensburg wurden Mäusen, sobald sie sich anderen Mäusen näherten, Elektroschocks verabreicht, damit sie Angst vor Artgenossen entwickelten. Und in Frankfurt/M. wurden Elektroden in das Gehirn von Fledermäusen implantiert, um zu untersuchen, ob sich das Gehör der Tiere verändert, wenn sie wach oder narkotisiert sind.
Die Versuchsbedingungen sind der öffentlichen Datenbank des Vereins entnommen, in der zurzeit über 5.500 Beschreibungen von in Fachzeitschriften veröffentlichten Tierversuchen aus Deutschland dokumentiert sind. Die nun nominierten Versuche wurden zwischen 2022 und 2023 veröffentlicht. Ausführliche Beschreibungen dieser Versuche inklusive der Originalquellen finden sich auf der Aktions-Webseite.
Nach dem Sinn und Zweck von Tierversuchen gefragt, argumentieren Tierversuchsbefürworter gerne mit der zweckfreien Grundlagenforschung, die ihrer Meinung nach eines Tages – mit nicht näher zu beziffernder Wahrscheinlichkeit – einen Nutzen für den Menschen hervorbringen könnte. Auch die Wissenschaftsfreiheit wird gerne bemüht, um jeden noch so absurden Versuch zu legitimieren. „Das sind Todschlagargumente, hinter denen sich die Forscher nicht ewig verstecken können. Mit der Abstimmung zum absurdesten Tierversuch wollen wir der Öffentlichkeit verdeutlichen, was Tieren in deutschen Laboren angetan wird und wie unsere Steuergelder für sinnfreie Versuche, die nur der Befriedigung der Neugier dienen, verschwendet werden“, so Walter über den Hintergrund der Aktion. Laut aktueller Bundesstatistik leiden und sterben rund 55 % der Tiere in der Grundlagenforschung.
Die Abstimmung ist anonymisiert und läuft noch bis zum 17. März 2024.