154.544 Unterschriften gegen Affenhirnforschung in Tübingen überreicht
- Pressemitteilung
- Dipl. Biol. Silke Strittmatter
ÄgT fordert Ende der Versuche
In einer Unterschriftenübergabe an das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium bekräftigte der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) heute die Dringlichkeit, endlich aus der Affenhirnforschung an mehreren Tübinger Instituten auszusteigen.
Mit der heutigen erneuten Unterschriftenübergabe an Ministerialdirektorin Grit Puchan bekräftigte Dipl.-Biol. Silke Strittmatter den Wunsch und die Forderung von 154.544 Bürgern, der Affenhirnforschung endlich ein Ende zu setzen. Begleitet wurde die Unterschriftenübergabe von einer Mahnwache des Tübinger Vereins Act for Animals, der die Kampagne von Beginn an tatkräftig unterstützte.
Im Rahmen der Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen“ hatte ÄgT 2011 bereits rund 60.000 und 2015 über 50.000 Unterschriften übergeben, nun kamen noch 43.773 hinzu. Als Teilerfolg der Kampagne, die 2009 gestartet wurde, wurden im April 2017 die Affenhirnversuche am Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik (MPI) aufgrund des öffentlichen Drucks beendet.
Doch noch immer werden an mehreren Tübinger Instituten* Affen durch Durst gezwungen, jeden Tag stundenlang mit angeschraubtem Kopf Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen. Über ein Bohrloch im Schädel werden Elektroden in das Gehirn eingeführt. Dabei dienen die Versuche nur dem Erkenntnisgewinn einzelner Forscher, einen medizinischen Nutzen gibt es nicht. Dagegen gäbe es beispielsweise Hirn-Organoide, um die Funktion und Erkrankungen des menschlichen Gehirns zu untersuchen, erläuterte Strittmatter gegenüber der Ministerialdirektorin.
Weiter verwies sie auf die Einschätzung der Genehmigungsbehörden anderer Bundesländer, die derartige Projekte nicht mehr genehmigt haben, da das Leid der Affen als zu hoch und der medizinische Nutzen als nicht gegeben erkannt wurden. In seinem Ablehnungsbescheid legte beispielsweise das in Berlin zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales dar: „Um einem lebensbedrohlichen Leiden (Durst) zu entrinnen, fügt sich das Tier in ein anderes erhebliches Leiden (Kopffixierung im Primatenstuhl)“. Zudem wies Strittmatter auf die rückblickenden Bewertungen** von Affenhirnversuchen am Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik hin, die belegen, dass es bei 73 von insgesamt 127 Affen zu Komplikationen kam (ca. 57 %), bei einigen Tieren zu schweren. Am Versuchsende erlitten manche Tiere erhebliche Entzündungen im Bereich der Kopfimplantate. Aus Sicht des Regierungspräsidiums Tübingen sollten derartige Versuche daher künftig in den Schweregrad „schwer“ eingestuft werden.
Strittmatter erläuterte weiter, dass das Tierschutzgesetz für solche schwer leidvollen Tierversuche einen besonders hohen Nutzen verlangt. Da jedoch der Nutzen für kranke Menschen fehlt und es zudem eine Vielzahl tierversuchsfreier Gehirnmodelle gibt, die medizinisch wertvolle Erkenntnisse liefern, fehle die Genehmigungsgrundlage für die Hirnforschung an Affen. Sie appellierte an die Ministerialdirektorin, für ein Ende dieser Versuche zu sorgen.
Grit Puchan zeigte sich interessiert und nahm die Unterschriften dankend entgegen. ÄgT wird auch nach Beendigung unserer Kampagne weiterverfolgen, ob das CDU-geführte Landwirtschaftsministerium sich in Richtung Ausstieg aus den Affenhirnversuchen engagiert.
Der SWR berichtete zu unterschiedlichen Sendezeiten in den Nachrichten.
Vielen Dank an alle, die unsere Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ all die Jahre so tatkräftig unterstützt haben - schließt Strittmatter.
Video:
Fotos zur freien Nutzung; Quelle: Ärzte gegen Tierversuche e.V.
* Labor für Primaten-Neurokognition, Abteilung für Tierphysiologie, Institut für Zoologie, Universität Tübingen, Auf der Morgenstelle 28, 72076 Tübingen. Abteilung Kognitive Neurologie, Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung, Universität Tübingen, Ottfried-Müller-Str. 27, 72076 Tübingen. Exzellenzcluster Werner Reichhardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN).** Rückblickende Bewertung von Tierversuchen ein wirkungsloses Instrument. Pressemitteilung von Ärzte gegen Tierversuche e.V., 16.12.2021 >>